Das Bundesamt für Strassen ASTRA bezeichnet sich selber als «Treuhänderin des Individualverkehrs». Es ist für ein funktionierendes, umweltverträgliches und sicheres Nationalstrassennetz zuständig – mithin einer Investition von vielen Milliarden Schweizer Franken. Es gehört zum Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Eines seiner Aufgaben ist es, Forschungsprojekte zu initiieren und zu betreuen. Diese sollen sicherstellen, dass die Strasseninfrastruktur optimal genutzt, bestmöglich erhalten und unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit weiterentwickelt wird. Die Forschungskommission im Strassenwesen ist für die Qualitätssicherung der Forschung zuständig. Albin Kenel wird sie auf Anfrage des ASTRA hin neben seiner Tätigkeit als Leiter des Instituts für Bauingenieurwesen der Hochschule Luzern – Technik & Architektur für die nächsten vier Jahre präsidieren. Dafür kann er auf Erfahrung und auf ein breites Netzwerk nicht nur im Bereich der Forschung, sondern auch des Normenwesens und der Lehre zurückgreifen: Während 12 Jahren war er Mitglied der AG für Brückenforschung des ASTRA, von 2003 bis 2014 Mitglied der Normkommission SIA 262 Betonbau und nahm weitere Mandate im SIA wahr. Darüber hinaus amtet er als Präsident der Fachschaft Bauingenieurwesen, welche die Bachelor-Studiengänge der Schweizer Fachhochschulen vertritt, und unterstützt als Koordinator der Profilkommission Bauingenieurwesen den Umbau des Masters of Science in Engineering. Als Gründungsmitglied des Ingenieurrats Bau hat er die Vernetzung von Hochschulen und Wirtschaft vorangetrieben.
Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft
Das UVEK legte folgende allgemeine verkehrspolitische Ziele für die Forschung fest:
- Schutz der natürlichen Umwelt (ökologische Nachhaltigkeit)
- Wirtschaftliche Effizienz (moderne und effiziente Infrastrukturdienstleistungen)
- Gesellschaftliche Solidarität (soziale Nachhaltigkeit)
Fünf Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit den Schwerpunkten «Brücken, Geotechnik und Tunnel», «Mobilität 4.0», «Mensch und Fahrzeug», «Trassee und Umwelt» sowie «Verkehrsplanung und Technik». Die Forschungskommission hat den Auftrag, in diesen Bereichen Projekte zu gewichten und sicherzustellen, dass die Forschungstätigkeit im Bereich Strassen den verkehrspolitischen Zielen entspricht sowie Schwerpunkte zukunftsweisend gesetzt werden.
Von der Weiterentwicklung der Infrastruktur bis zu Verkehrspsychologie
Auf den Institutsleiter kommt damit ein breites Themenspektrum zu. Naheliegend sind Fragen zu Konstruktionsweisen, Herstellungsprozessen und Materialien, mit denen die Strasseninfrastruktur weiterentwickelt und – für die Schonung der Umwelt mindestens genauso wichtig – erhalten werden kann. Die Fragestellungen gehen jedoch weit darüber hinaus: Selbstfahrende Autos werden juristische Fragen aufwerfen, in Städten wollen nicht nur Strassen, Trottoirs und Velowege, sondern auch Begegnungszonen geplant sein, neue Methoden der Emissionsmessung sollen die Luft sauberer halten; Verkehrspsychologie wird so gut ein Thema sein wie Analysen von Unfallstatistiken.
Ein wichtiges Anliegen: Nachwuchsförderung
Albin Kenel ist es ein Anliegen, dass die Forschungsprojekte des ASTRA nicht nur ihren Beitrag zur Entwicklung der Strasseninfrastruktur leisten, sondern dass sie auch dazu beitragen, den akademischen Nachwuchs zu fördern, dass also Doktorierende und Masterstudierende von Hochschulen und Fachhochschulen eingebunden werden. Denn die zukunftsträchtigste Infrastruktur nützt auf die Dauer nichts, wenn die (zukünftigen) Fachkräfte fehlen, um sie in zwanzig Jahren zu erhalten und weiterzuentwickeln.