Sowohl in der Tages- und Fachpresse als auch im Internet werden täglich Besprechungen von neuen Musikaufnahmen publiziert. Ihre zentrale Funktion ist es, den Konsumentinnen und Konsumenten eine Art Orientierungshilfe über die vielen Veröffentlichungen zu geben. Die Tatsache, dass Musik inzwischen auf unzähligen Kanälen hör,- teil- und kommentierbar ist, kann die Bedeutung «traditioneller» Musikkritiken jedoch in Frage stellen. Die Hochschule Luzern wirft im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds SNF geförderten Forschungsprojektes mit der Universität Sheffield (UK) einen genauen Blick auf den heutigen Markt für klassische Musik. Co-Projektleiterin Elena Alessandri: «Auch in der Klassik ist der Markt kaum mehr überschaubar. Wir möchten erstmals fundiert klären, wonach Konsumenten ihre Musikauswahl treffen und welche Rolle professionelle Rezensionen heute noch im Vergleich zu Käuferbewertungen auf Verkaufs- und Streaming-Plattformen wie beispielsweise Amazon oder Spotify spielen.»
Online-Umfrage gestartet
Um das herauszufinden, lancierte Elena Alessandri zusammen mit ihrem Team im Mai eine Online-Umfrage. Daran teilnehmen kann jede Person, die regelmässig – also mindestens einmal pro Woche – Aufnahmen von klassischer Musik hört, sei es zum Beispiel auf Schallplatte, CD, Online oder im Radio. «Wir hoffen, so ein vertieftes Verständnis über die aktuelle Bedeutung von Musikkritik zu erhalten und zu erfahren, woran sich Klassikliebhaber bei ihrem Hör- und Kaufverhalten orientieren» so Alessandri.
Interessierte Klassikfreunde können
noch bis Ende November unter folgendem Link an der deutsch- bzw. englischsprachigen Umfrage teilnehmen:
www.hslu.ch/reviewimpact.
Umfassende Forschung zur Bewertung von klassischer Musik
Das Projekt «Between Producers and Consumers: Music Critics’ Role in the Classical Music Market» wird vom Schweizerischen Nationalfonds SNF finanziert. Es ist Teil einer grösseren Forschung zum Thema «Musikkritiken». In einem ersten Projekt untersuchten die Forscherinnen und Forscher der Hochschule Luzern und der Universität Sheffield über 800 Rezensionen von Beethovens Klaviersonaten, die zwischen 1923 und 2010 im britischen Klassikmagazin «Gramophone» erschienen sind. Aus den Erkenntnissen entwickelten sie ein neues Bewertungsmodell, welches Musikerinnen und Musikern erlaubt, sich sicherer in der komplexen Welt der Musikkritiken zu bewegen.