Hasliberg ist stark vom Tourismus abhängig. Die grosse Mehrheit der Wohnungen sind Zweitwohnungen. Die Zweitwohnungsinitiative, die diesen Anteil seit 2012 beschränkt, droht die Bauwirtschaft und das stark in der Region verankerte Holzgewerbe in Bedrängnis zu bringen. «Die Aufträge für Neubauten fehlen. Wir fürchten, dass Arbeits- und Ausbildungsplätze verloren gehen und die Jungen abwandern», sagt Gemeindepräsidentin Sandra Weber. Expertinnen und Experten der Hochschule Luzern haben im Rahmen des interdisziplinären Schwerpunkts «Tourismus und nachhaltige Entwicklung» die Situation analysiert. Ihr Fazit: Dem Dorf fehlt ein Zentrum – als Begegnungsort und für Gewerbeflächen der Kleinbetriebe. Und ausserhalb der Hauptsaison bleiben viele Betten kalt. Hasliberg muss sich neu positionieren.
Praktische und visionäre Ideen
Unter dem Titel «Zukunft Hasliberg» luden der Gemeinderat und das Projektteam der Hochschule Luzern unter der Leitung von Alex Willener, Dozent und Projektleiter am Departement Soziale Arbeit, Einheimische und Besitzer von Ferienwohnungen zu einer Versammlung ein. Rund hundert Personen nahmen teil und trugen praktische, aber auch visionäre Ideen für eine erfolgreiche Zukunft zusammen. Seither arbeiten Einwohnerinnen und Einwohner sowie Ferienhausbesitzer mit Unterstützung der Hochschule Luzern an deren Umsetzung.
Die Zwischenbilanz lässt sich sehen. Das Baugewerbe konzentriert sich vermehrt aufs Renovieren: Auf einem Parcours durch die Gemeinde konnten sich Interessierte sanierte Objekte ansehen. Das Interesse war so gross, dass nun eine Gewerbeausstellung organisiert wird. Dazu baut die Hochschule Luzern mit der Berner Fachhochschule ein Holznetzwerk auf, um die verschiedenen Branchen der Holzwirtschaft in der Region zu stärken. Und das geplante Generationenhaus soll dafür sorgen, dass die älteren Hasliberger möglichst lange im Dorf wohnen bleiben können. Im gleichen Gebäude sollen zudem günstige Wohnungen für Familien entstehen. Auch die Jüngsten setzen Ideen um: Kinder sammelten Geld für einen Sandstrand am Badesee. Und Landwirtinnen und Landwirte laden Feriengäste ein, auf ihren Höfen und Alpen mitanzupacken.
Alle machen mit
Eine App vernetzt Gemeindemitglieder und informiert über Freiwilligeneinsätze. Im Mai 2016 wurde der Verein «Netzwerk Hasliberg» gegründet, der das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Auswärtigen fördert und die Ressourcen der Zweitwohnungsbesitzer nutzt, um Projekte der Gemeinde personell und finanziell zu unterstützen. Bereits zeigen andere Gemeinden Interesse an der Verwandlung. Gemeindepräsidentin Weber: «Sie merken: Es tut sich etwas am Hasliberg.»
www.zukunfthasliberg.ch
Autorin: Eva Schümperli-Keller
Bild: Bettina Wüthrich