Diese Führungskräfte wiederum haben rund 1’700 Mitarbeitende unter sich. Rekrutiert wird per E-Dossier und über Skype- oder Videokonferenzen. «Als ich vor vier Jahren anfing, arbeiteten die amerikanischen Kollegen schon längst so», erzählt Buchegger. «Damals konnte ich mir gar nicht vorstellen, es ebenfalls zu tun.» Wenn nur noch wenige Kandidaten übrig sind, folgt das persönliche Gespräch.
Drei- bis viermal im Jahr reist die 43-Jährige an die Standorte. Erst kürzlich entpuppte sich nach mehreren Videokonferenzen ein Kandidat in der Begegnung als viel positiver als gedacht. «Nichts kann das persönliche Gespräch ersetzen, nur dort merke ich, was zwischen den Worten liegt», sagt Buchegger, die den Executive MBA an der Hochschule Luzern besucht. Das Finden guter Leute funktioniert immer weniger ohne ein Netzwerk, das in den sozialen Medien, aber auch auf Messen und mit hauseigenen Traineeprogrammen ausgebaut und gepflegt wird.
Dabei sind die Fachkenntnisse des Bewerbers zwar wichtig für eine Einstellung, aber Buchegger sucht immer mehr nach «persönlichen und sozialen Fähigkeiten». Sie listet auf: flexibles Denken, Resistenz gegen Stress, ein entspannter Umgang mit Veränderung, Selbstbewusstsein, das nichts mit Überheblichkeit zu tun hat, und ein guter Umgang mit Menschen. Das seien Fähigkeiten, die alle bräuchten, schon jetzt und in Zukunft noch mehr. Und zwar auf allen Ebenen. «In manchen unserer Werke arbeiten Menschen aus 30 Nationen, damit muss jeder Mitarbeitende umgehen können.»
Für die Arbeitgeber werde es immer anspruchsvoller, gute Leute zu halten, denn es bleibe kaum noch jemand ein Leben lang in einem Unternehmen. Zugespitzt heisst das: Freiheiten haben Arbeitnehmer nicht mehr nur, wenn sie sich trauen, sie sich zu nehmen. Vielmehr sollte sie der Arbeitgeber gewähren, um gute Kräfte zu halten.