Albina Selmani (19) aus Berlin und Jiang Jindong (22) aus Shanghai haben keine Ahnung, wie das lebensgrosse Plastikpferd in den dritten Stock kam. «Man hat uns gesagt, dass es ein paar Studenten vor Jahren für ein Fest angeschleppt hätten. Sicher ist: Wir lieben es alle!» Partystimmung herrscht im Studentenhaus an der Gerliswilstrasse 10 in Emmenbrücke jedoch nur am Wochenende. Das Studium sei streng, sagen der angehende Maschineningenieur und die künftige Kommunikations- und Marketingfachfrau. Von daher sei es nicht schlecht, dass es im Haus keinen Fernsehraum gebe. Jedes der fünf Stockwerke enthält zwei Wohnungen, die jeweils vier bis sechs Zimmer umfassen. In jeder Wohnung hat es eine geräumige Küche und ein Bad. Die Grundeinrichtung der Zimmer ist in der Monatsmiete von rund 600 Franken inbegriffen. Dazu gehören: Tisch, Bett, Schrank und ein einfaches Regal.
Daheim und Zuhause
Jindongs Bleibe ist eher karg eingerichtet, wogegen in Selmanis Zimmer zahlreiche Bilder hängen. «Hier herrscht eindeutig mehr Rokoko!», kommentiert der ansonsten recht zurückhaltende Chinese den kleinen Unterschied und lächelt. Die Bilder und vor allem die Fotos seien ihr wichtig, meint Selmani. «Sie zeigen meine Freundinnen aus Berlin.» Heimweh kennt auch Jindong. Es sei jedoch längst nicht mehr so stark wie kurz nach seiner Ankunft im Februar. Während der Osterferien habe er mit einem Kommilitonen Konstanz, München, Augsburg und Wien besucht. Als er wieder an der Gerliswilstrasse gewesen sei, habe er tatsächlich das Gefühl gehabt, nach Hause zu kommen. Kein Wunder: «In seiner WG lernen sogar alle zusammen », grinst Selmani. Jeder habe in der Küche sein fix zugeteiltes Plätzchen.
Jindongs Wohnungskollegen stammen aus Litauen, Rumänien und Korea und studieren Musik, Operngesang und International Business. Die Studentenfreundschaften beschränken sich jedoch nicht auf einzelne Wohnungen, und dank einer Facebook- Gruppe sind die ausländischen Studierenden auch mit solchen, die anderswo eine Bleibe gefunden haben, bestens vernetzt. «Wir informieren uns über Ausflüge oder Partys und lernen so fortlaufend neue Leute kennen», erzählt Selmani.
«Ich habe Tiramisu gemacht»
Auch gemeinsam gekocht und gegessen werde im Studentenhaus oft. Und wie zum Beweis platzt eine Mitbewohnerin ins Zimmer: «Albina, schaust du nachher noch rasch bei mir rein? Ich habe Tiramisu gemacht!» Wer danach die Küche aufräumt, ist nach Hausreglement klar: Die Studierenden sind dafür selber verantwortlich. Auch die saubere Trennung der Abfälle und das Entsorgen gehören zu ihren Pflichten. Einmal wöchentlich macht eine Studentin, die sich so ihre Zimmermiete verdient, die gemeinsam genutzten Räume gründlich sauber. Unter einer Bedingung: Die Studierenden müssen vorher aufgeräumt haben. «Das klappt mal besser, mal schlechter», sagt die Liegenschaftsverwalterin Tanja Weibel. Sie nimmt es gelassen: «Als ich jung war, zählte Putzen auch nicht zu meinen obersten Prioritäten.»
Im schlimmsten Fall habe die Drohung, vom hinterlegten Zimmerdepot 20 Franken abzuziehen, noch meistens geholfen. In der Regel gibt es laut Weibel jedoch kaum Probleme. Einmal habe ein betrunkener Student randaliert, und einmal seien drei Frauen aufeinander losgegangen. Verlorene Schlüssel seien aber weitaus häufiger als solche Extremfälle, erzählt sie. «Und im Haus herrscht eine tolle Stimmung.»
Stress zum Semesterwechsel
Richtig Stress hat Weibel dennoch mindestens einmal pro Jahr. Weil das Sommersemester nahtlos ans Wintersemester anschliesst, ziehen in wenigen Tagen 100 Studierende aus und 100 neue ein. Weibel: «In der Zwischenzeit müssen wir alles auf Vordermann bringen.» Beim Wechsel im Sommer bleibe etwas mehr Luft. Wenn Jindong und Selmani Ende Juni in ihre Heimat zurückkehren, werden sie die Hochschule Luzern auf jeden Fall weiterempfehlen. Der Aufenthalt im international besetzten Studentenhaus hat Selmani neben guten Kontakten noch einen zusätzlichen Vorteil gebracht: «Mein Englisch hat sich in Luzern extrem verbessert!»
Autorin: Mirella Wepf
Der Hochschuldienst unterstützt Austauschstudierende bei der Suche nach einer Unterkunft. Die Hochschule Luzern, die Universität Luzern und die Pädagogische Hochschule Luzern bieten über den Verein «Studentisches Wohnen» verschiedene Unterkünfte an. Für längere Aufenthalte in Luzern, gibt es eine Liegenschaft an der Seeburgstrasse. Das Haus an der Gerliswilstrasse in Emmenbrücke ist für Kurzaufenthalte (ein Semester) gedacht.«Zudem haben wir Zimmer im Studentenhaus Eichhof der Student Mentor Foundation Lucerne. Und mit einigen Hotels konnten wir spezielle Konditionen aushandeln»,sagt Maria Schindler vom Hochschuldienst. Aufgrund der hohen Nachfrage seien stets neue Unterkunftsmöglichkeiten gesucht, auch bei Privaten.
Infos: www.stuwo-luzern.ch