«Fotografie steht nicht mehr für sich allein»
Evert Ypma, Leiter der Studienrichtung Camera Arts, erläutert, wie sich das Medium Fotografie verändert hat und welche neuen Chancen sich daraus ergeben.
Evert Ypma, was zeichnet ein interessantes Bild aus?
Bilder machen kann heute jeder. Die Qualität eines Bildes liegt darin, was es mit dem Subjekt macht, das es zeigt, und was es bei den Betrachtern bewirkt. Auch der Kontext rund um das Bild ist wichtig: Leistet das Bild einen relevanten Beitrag zu einer Debatte?
Wie erreicht man eine solche Aussagekraft?
Wer professionell mit Bildern arbeitet, braucht Vorstellungskraft und echtes Interesse an den Fragestellungen, die bearbeitet werden. Ganz entscheidend ist auch die Bereitschaft, eine Nähe zum jeweiligen Bild-Subjekt oder -objekt herzustellen. Und sich immer wieder zu hinterfragen, was man erzählen und darstellen will.
Was unterscheidet den «Fotografen von heute» gegenüber jenem von früher?
Das Medium Fotografie befindet sich in einem «Post-Medium-Zustand». Die Fotografie steht nicht mehr für sich allein: Der «Visual Storyteller» muss heute in der Lage sein, viele Möglichkeiten des Bildermachens zu verstehen, zu konzipieren und zu steuern – Fotos, Filme, Animationen, Grafiken, Web, App sowie soziale Medien – und fähig sein, sie auf qualitative Weise einzusetzen. Entscheidend ist, Bilder im Kontext eines Diskurses sinnvoll einzubinden.
Was müssen Studierende der Vertiefung Camera Arts mitbringen?
Interesse und Talent! Wichtig ist, dass sie der Welt offen und kritisch-reflektiert begegnen und sich kreativ an gesellschaftlichen Fragestellungen reiben. Einige der
Studierenden arbeiteten bereits als freie Fotografen oder in Design-Agenturen.
Wo arbeiten die Absolventinnen und Absolventen später?
Jede und jeder von ihnen wird sich in einer anderen Rolle sehen: als Künstler, als Erzähler, als Gestalter, als Wissenschaftler, als Vermittler… Sie sind dort gefragt,
wo die Vermittlung durch Bilder eine tragende Rolle spielt: sei es in den Medien, in der Stadtentwicklung, in der Sozialarbeit oder im Kultur- und Bildungsbereich.
Interview: Simone Busch
Informationen zu den zehn Abschlussarbeiten im Bachelor Camera Arts gibt es hier.
Alle Abschlussarbeiten werden an der Werkschau der Hochschule Luzern – Design & Kunst (20. bis 28. Juni 2015) in der Messe Luzern präsentiert. www.hslu.ch/werkschau