Volksmusik ist mehr als «Musikantenstadl », das wissen die meisten. Dennoch haftet ihr im deutschsprachigen Raum noch immer das Klischee des Altbackenen an. Ganz anders ist dies in nordeuropäischen Ländern: Hier spielt sie im Alltag – auch bei den Jüngeren – eine grössere Rolle. «Besonders in Finnland und Irland ist traditionelle Musik populär», sagt Daniel Häusler, der den Studienbereich Volksmusik an der Hochschule Luzern leitet. «In Irland wird praktisch von Kindesbeinen an zu Folk getanzt, und in Finnland kann man schon sehr lange traditionelle Volksmusik studieren», so Häusler. Seine Studierenden haben es schwerer, ein breites Publikum für sich zu gewinnen, auch wenn sie mit ihrem Ensemble «Alpini Vernähmlassig» seit 2009 viel Beifall in der hiesigen Szene ernten.
Zusammen experimentieren, voneinander lernen
Um mehr über das «Erfolgsrezept» der Nordländer zu erfahren, lud die Hochschule Luzern Studierende und Dozierende der «Irish World Academy of Music and Dance» aus Limerick und der «Sibelius Akatemia» aus Helsinki in die Schweiz ein. Ihr Treffen findet anlässlich des Musikfestivals Alpentöne in Altdorf statt. Das Festival ist bekannt für seine Experimentierfreude und bildet den perfekten Rahmen, um miteinander zu musizieren und Neues auszuprobieren. «Die Studierenden erarbeiten ein gemeinsames Konzert. Zusätzlich sollen sie spontan und nach eigenem Gusto auftreten, um das Erlernte direkt auf die Probe zu stellen», sagt Daniel Häusler. Es kann also gut sein, dass man sie am Festival zur Stubete-Musik im Biergarten oder bei einer irischen Tanzeinlage auf dem Marktplatz trifft. Johannes Rühl, künstlerischer Leiter des Festivals, ist überzeugt, dass die jungen Musiker für frischen Wind sorgen werden: «Das tut der sonst sehr regional verankerten Volksmusik richtig gut.»
Unterschiedliche Musikkulturen
Für ihre gemeinsame «Jam-Session» proben die Studierenden bereits jetzt ein Repertoire von Volksmusikstücken ein. Zehn aus dem eigenen Land, zwanzig aus den jeweils «fremden» Orten. Doch was unterscheidet die Schweizer Volksmusik von jener Irlands und Finnlands? «Die Instrumente sind einander recht ähnlich, beispielsweise die finnische Kantele und unsere Zither», meint Daniel Häusler. Anders sei hingegen die Art des Musizierens. «Wir fiedeln längst nicht so intensiv und rhythmisch mit einer Geige wie beim Irish Folk», sagt der Experte. Auch wird Volksmusik hierzulande eher konzertant vorgetragen, «man schweigt und geniesst», während vor allem in Irland das Publikum und die Musiker öfters mittanzen. Zudem hielten irische Hochschulen stärker an Traditionen fest, so Häusler. Die Finnen und Schweizer spielen mehr mit anderen Genres. Gut möglich also, dass die Studierenden dieser drei Länder in Altdorf einen ganz neuen, internationalen Volksmusik-Sound erfinden.
Autorin: Simone Busch
Alle Konzerte der Hochschule Luzern im Rahmen des Festivals Alpentöne sind unter diesem Link zu finden.