Fast wären Emanuela Zambon und Cornelia Stahl Konkurrentinnen geworden: Im Bachelor-Studium sollten sie an einem internationalen Wettbewerb teilnehmen und dort gegeneinander antreten. Doch der Anlass fiel kurzfristig ins Wasser. «Erst haben wir uns geärgert. Im Nachhinein war es aber ein Glücksfall», erinnert sich die 31-jährige Emanuela Zambon. Denn stattdessen durften sie die Hochschule Luzern an der Première Vision in Paris repräsentieren. «Der Auftritt an dieser renommierten Textilfachmesse galt als eine Art Entschädigung für den verpassten Contest. Zugleich war er der Beginn von uns als Team», sagt Cornelia Stahl (28).
Eine gemeinsame Sprache finden
An der Première Vision tummeln sich zehntausende Einkäufer und Designer auf der Suche nach Mustern oder Stoffen für neue Kollektionen. Für ihr Projekt hatten die Studentinnen alle gestalterischen Freiheiten, aber nur wenig Zeit. «Der Sprung ins echte Business war herausfordernd. Aber wir haben schnell gemerkt, dass wir uns ideal ergänzen», so Emanuela Zambon. Die KV-Absolventin arbeitete vor dem Studium in einem Einkaufsbüro, Cornelia Stahl als Dekorationsgestalterin. Sie lacht: «Emanuela hat spürbar mehr administratives Organisationstalent als ich.» Sie hingegen brachte Erfahrung aus der gestalterischen Praxis mit. Für den Messeauftritt analysierten sie Stofftrends, diskutierten über Farben und Muster und fanden ihr Designthema in den Bergen. Inspiriert von mineralischen Strukturen, entwickelten sie unzählige Muster: mal allein, mal zusammen, aber immer im engen Austausch. Es kam vor, dass die eine Entwürfe weiterbearbeitete, die die andere längst aufgegeben hatte. «Sich für die Ideen des anderen zu interessieren, zu kommunizieren und einander zu vertrauen, ist eine wichtige Grundlage unserer guten Zusammenarbeit», ist sich das Duo einig. Auch Freud und Leid zu teilen und zu erkennen, wann jemand Ruhe oder einen Motivationsschub braucht, sei enorm wichtig.
Eigenes Label aufbauen
Mit ihrer Kollektion «Phyllit» reisten sie nach Paris und später noch an die Heimtextil in Frankfurt. Mehr Wunsch als erklärtes Ziel war es, wenigstens eines ihrer Muster zu verkaufen. Am Ende waren es zehn. So nutzte der belgische Designer Christian Wijnants ein Muster für seine Damenkollektion, die er an der Fashion Week 2014 in Paris zeigte. Das Label EQ : IQ aus Hongkong verwendete u.a. ein Design für eine Daunenjacke, und ein Hersteller von Bad-Accessoires setzte ein Muster bei einem Duschvorhang ein. Seither haben die zwei Frauen ihre Kollektion erweitert und beflügelt vom Erfolg das Label «zambon & stahl textile design» gegründet. Auch den Bachelor-Abschluss haben sie inzwischen in der Tasche. Jetzt führen sie ihren Weg im Master-Studium in Luzern fort. Mit einem Ziel: «Wir wollen unser Label mit voller Kraft vorantreiben. »
Autorin: Simone Busch