Historische Konflikte berücksichtigen
Darüber hinaus können historische Konflikte ein Fusionsvorhaben belasten, wie jüngst das Beispiel von Basel-Stadt und Basel-Landschaft zeigte, sowie die Angst vor einer Anonymisierung des Lebensraums oder einem Identitätsverlust. «Die Identifikation mit dem Gemeinwesen ist in der Schweiz auf Gemeindeebene immer noch am stärksten», erklärt Käppeli. «Bei Fusionen kann es deshalb sinnvoll sein, den neuen Stadtteilen bestimmte Kompetenzen zu überlassen und sie mit eigenen Organen und Budgets auszustatten. » Hierbei könnten Prinzipien und Strukturen, wie man sie aus der Quartierentwicklung kennt, hilfreich sein (siehe dazu das Interview auf Seite 12).
Öffentliche Foren als Basis für die Stadt-Vision
Um die Bevölkerung in die Gestaltung ihres künftigen Lebensraumes einzubinden, fanden in den fünf Gemeinden öffentliche Foren statt. Dort konnten die Teilnehmer ihre Hoffnungen, Ängste und Bedürfnisse einbringen. Die Ergebnisse flossen in eine Beschreibung der zentralen Charakteristika der künftigen Stadt Solothurn ein. Diese Vision wurde anschliessend in Interessengruppen weiterentwickelt, die sieben bis zehn Vertreter der Bevölkerung aus «Freizeit und Kultur », «Wirtschaft und Gewerbe», «Jung und Alt» sowie «Politik» umfassten. «Mit diesem Vorgehen ist es gelungen, eine relativ breit abgestützte Grundlage für die weiteren Arbeiten zu schaffen», erklärt Stephan Käppeli.
Von der Vision zum Fusionsvertrag
Von dieser gemeinsamen Vision bis hin zu einer tadellos funktionierenden Gemeindeverwaltung brauchte es allerdings noch viel Arbeit und fachliches Know-how. Mit der konkreten inhaltlichen Ausgestaltung sowie der Organisation des künftigen Gemeinwesens beschäftigten sich Fachgruppen aus Mitarbeitenden der beteiligten Gemeinden. Sie entwickelten detaillierte Konzepte, etwa für die Bereiche Gesundheit und Soziales; Bildung; Raumplanung, Bau und öffentliche Infrastruktur; Ver- und Entsorgung; Öffentliche Sicherheit; Behörden und Verwaltung sowie Finanzen und Steuern, die die Grundlage für den Fusionsvertrag bildeten. Dieser wird Ende März 2015 zur Vernehmlassung den lokalen Parteien und Organisationen zugestellt. Stösst der Vertrag mehrheitlich auf Zustimmung, soll die Fusion noch im Herbst 2015 vors Volk kommen.
Externe Berater behalten den Überblick
Zu diesem Zeitpunkt werden mehr als fünf Jahre intensiver Zusammenarbeit zwischen dem Team um Stephan Käppeli und den beteiligten Gemeinden liegen. «Der politische Prozess, der hinter uns liegt, ist komplex und anspruchsvoll. Wir sind sehr glücklich über die kompetente Unterstützung, die wir von den Experten der Hochschule Luzern erfahren haben», sagt Kurt Fluri, Stadtpräsident der Gemeinde Solothurn. Er hofft, dass sich die Bevölkerung von der Vision einer gemeinsamen Stadt Solothurn anstecken lässt und die Vorlage annimmt. «Wir sind überzeugt, dass die Fusion langfristig für alle ein Gewinn ist.»