Vorgezeichnet war seine Karriere an die Spitze eines Grosskonzerns nicht. Daniel Frutigs familiärer Hintergrund ist das Handwerk von Spenglern und Sanitärinstallateuren. Sein Ingenieurstudium in Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik in Luzern führte ihn nicht stracks zurück ins Familienunternehmen, sondern zu immer grösseren Konzernen mit immer mehr Verantwortung: von der Sulzer Infra-Consulting in Winterthur über Accenture (ehem. Andersen Consulting) und Swisscom in Bern bis zur Compass Group in England. Frutig eilte bald der Ruf voraus, in Sachen Facility Management ein Guru zu sein. Wo betriebliches Immobilienmanagement und der Service neu ausgerichtet, wo Gebäude zeitgemäss bewirtschaftet werden mussten, war er der richtige Mann. «Verändern, anpassen und verbessern – das machte mir Spass.»
Stiess er an Grenzen, bildete er sich weiter: ein MBA an der Uni St. Gallen, ein Abschluss an der privaten Wirtschaftshochschule IMD in Lausanne und zuletzt eine Qualifikation der Elite-Business- School Fontainebleau (F). «Vom Handwerklich- Technischen bewegte ich mich mehr und mehr weg. Aber ich kenne heute viele Tätigkeiten aus eigener Erfahrung. Mein Weg war vielleicht lang, aber nicht falsch.» Man sagt dem 51-Jährigen nach, er denke strategisch-vorausschauend und sei zugleich detailversessen. «Letzteres ist für andere nicht immer einfach», sagt er selbst.
Ein neuer Chef mit Gespür
Zur AFG Arbonia-Forster-Holding AG mit Hauptsitz im thurgauischen Arbon gehören 7’000 Mitarbeitende in 18 Produktionsstätten, von den USA über Russland bis China. Als Daniel Frutig vor knapp zwei Jahren an den Bodensee kam, ersetzte er einen patriarchalischen Chef. Mit Gespür schaffte es der Berner, die Mitarbeitenden zu mobilisieren, damit der Konzern, den man damals als «Gemischtwarenladen» bezeichnete, von Kunden, Aktionären und Personal wieder als fokussiertes Unternehmen wahrgenommen wurde.
Der AFG-Slogan lautet: «Wir machen Gebäude effizient, sicher und behaglich». Was steht auf Frutigs Fahne? Erst stutzt er, antwortet dann: «Ich mache die AFG erfolgreich, technologisch führend und für Kunden, Aktionäre und Mitarbeitende verlässlich. » Einmal im Monat isst er mit Mitarbeitenden zu Mittag, die mit ihm reden wollen. «Diese Gespräche und jene mit meinen Töchtern holen mich auf den Boden zurück. Man braucht kein Studium, um Geldgeschäfte und die industrielle Produktion zu verstehen. Was Kinder und Angestellte nicht nachvollziehen können, sollte man überdenken.»
Autorin: Kathrin Zellweger
Foto: zVg
Zur Person
Daniel Frutig (51) schloss 1987 als Ingenieur Haustechnik an der Hochschule Luzern ab. Seine beruflichen Stationen führten ihn unter anderem zu Sulzer Infra-Consulting (Winterthur), zu Accenture sowie zu Swisscom Immobilien. Heute ist er CEO des Bauausrüsters AFG Arbonia-Forster-Holding AG (Arbon). Er wohnt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Winterthur.