Jazzclub «Moods» in Zürich. Seit Januar 2012 ist Gregor Frei hier stellvertretender Programmleiter. Aus täglich bis zu 300 Anfragen wählt er die besten Bands, überraschendsten Solisten und verheissungsvollsten Newcomer aus. Als er an der Hochschule Luzern Saxophon studierte und sein Lehrer- und Konzertdiplom machte, hoffte er, als Lehrer über die Runden zu kommen. Holzblasinstrumente scheinen im Moment jedoch nicht so attraktiv, und mit wenigen Schülern konnte sich Frei finanziell nur knapp über Wasser halten. Daneben setzte er sich für Luphon, eine Luzerner Jazzbühne, ein. Im «Moods» ist er nun «in a good mood». Hier kann er sich für den Jazz einsetzen und hat erst noch ein sicheres Einkommen.
Mit seiner Band ASMIN wurde Gregor Frei 2010 für den ZKB-Jazzpreis nominiert und 2011 ans Suisse Diagonales Festival eingeladen. Hört man in seine Musik hinein und erwartet, sich mit anstrengendem Jazz auseinandersetzen zu müssen, ist man überrascht. Man vernimmt so etwas wie Easy-Listening-Musik, der oft das Attribut «banal» anhaftet. Wer zur zeitgenössischen Jazzgeneration gezählt werden will, glaubt man zu wissen, kann nicht so komponieren. Der 29-Jährige lächelt matt. Er kennt dieses Urteil über seine Musik. Schon während des Studiums spöttelten Kommilitonen, weil er gefällige Musik machte und modernen Jazz als Begegnung verschiedener Musikstile verstand. Gregor Frei kann nicht anders.
«Jazz ist nicht immer abstrakt und anstrengend.»
«Ich baue meine Kompositionen auf einem Gedicht, einer Geschichte oder einem Foto auf, die in meinem Kopf und meinem Körper ein positives Empfinden hervorrufen. Dieselbe Geschichte erzähle ich oft auch den Bandmitgliedern, damit wir uns beim Interpretieren und Improvisieren im gleichen gedanklichen Raum bewegen.»
Das klingt esoterisch, der Erfolg ist aber wissenschaftlich belegt. In einem Projekt mit einem Forscher des CERN wies Frei nach, dass derselbe Ton je nach emotionaler Körperspannung des Musikers anders klingt: warm oder schwermütig, leicht oder verstörend. Dies macht er sich zu Nutze, um lyrischen Jazz entstehen zu lassen, der von Rock, Blues und Soul beeinflusst ist, aber die Frei’sche Handschrift trägt. «Jazz ist nicht immer abstrakt und anstrengend, sondern vielseitig und mehrdimensional. Es gibt keinen Grund, ihn rundweg abzulehnen.» Für ein entkrampftes Verhältnis zu dieser Musikgattung leistet Gregor Frei auch ganz konkret einen Beitrag, wenn er im Herbst mit ASMIN durch Deutschland, Österreich und die Schweiz tourt.
Autorin: Kathrin Zellweger
Fotograf: Marco Sieber
Zur Person
Gregor Frei, 1983, arbeitet als stellvertretender Programmleiter im Jazzclub Moods in Zürich. Sein eigentlicher Beruf ist der des Saxophonlehrers mit Konzertdiplom; für beides besuchte er die Hochschule Luzern – Musik. 2008 und 2011 bildete er sich in New York in Komposition weiter. Seit sieben Jahren ist er Leader der Band ASMIN, mit der er zwei CDs aufgenommen hat. Er lebt in Zürich.