Knapp die Hälfte der Bevölkerung in der Schweiz hat Erfahrung mit dem multilokalen Wohnen: Aktuell wohnen 28 Prozent an mehr als einer Adresse, 20 Prozent haben früher schon mindestens einmal so gelebt.
Von den aktuell multilokal wohnenden Personen nutzen 68 Prozent zwei Wohnsitze, 23 Prozent drei, und 9 Prozent leben sogar an vier oder mehr Adressen. Meist erfüllen diese mehrere Zwecke, eine einfache Unterscheidung in Erst- und Zweitwohnsitze ist daher oft gar nicht möglich. Über zwei Drittel der zusätzlichen Wohnorte dienen freizeitbezogenen Nutzungen, mehr als die Hälfte gilt dem gemeinsamen oder getrennten Zusammenleben mit dem Partner oder der Partnerin, und immerhin rund ein Viertel erfüllt arbeits- oder ausbildungsbezogene Zwecke.
Beziehungsnetz wird erweitert
Die mit der Studie verbundenen Interviews zeigen, dass die Formen des multilokalen Wohnens sehr vielfältig sind und sich über die Zeit hinweg dynamisch entwickeln. An mehreren Orten zu wohnen, vielfach auch in anderen Landesteilen, führt beispielsweise weder zu einer Entwurzelung noch zu einem Bedeutungsverlust der einzelnen Wohnorte. Vielmehr schildern die befragten Personen das soziale Beziehungsnetz über mehrere Orte hinweg als erweitert, die Ortsbezüge als vielfältiger.
Organisatorisch wird der Alltag jedoch anspruchsvoller. Ausserdem hat sich gezeigt, dass für viele multilokal Wohnende das Unterwegssein zwischen den Wohnsitzen nicht bloss reiner Transfer ist, sondern als wichtiger Bestandteil dieser Lebensweise eine eigene Bedeutung hat.
Zusammenarbeit von drei Institutionen
Die Studie «Multilokales Wohnen in der Schweiz» wurde vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert. Sie wurde zwischen 2012 und 2014 unter der Leitung des ETH Wohnforum – ETH CASE in Zusammenarbeit mit dem Institut für Soziologie der Universität Basel und dem Institut für Tourismuswirtschaft ITW der Hochschule Luzern – Wirtschaft durchgeführt. Ziel war es, Aussagen zur Häufigkeit und zu den Formen des Wohnens an mehreren Orten zu gewinnen und zu ergründen, welche Bedeutung diese Wohnform für die betreffenden Personen hat.
Befragt wurden in der Schweiz 3246 Personen zwischen 15 und 74 Jahren. Eine ausführliche Befragung erfolgte bei 961 multilokal Wohnenden, und mit 18 Personen wurden zusätzlich vertiefende Interviews geführt.
Über die Studie «Multilokales Wohnen in der Schweiz» berichtete auch das Magazin der Hochschule Luzern.