Wie erwirtschaften die Schweizer Bergbahnen ihre Erträge? Welche Kosten belasten sie? Wie gut können sie künftige Investitionen selber finanzieren? Diesen und weiteren Fragen ist das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern in den vergangenen Monaten nachgegangen. Für die Studie hat das Forschungsteam die letzten sieben Jahresabschlüsse von 55 Schweizer Bergbahnunternehmen mit einem Gesamtertrag von jeweils mehr als einer Million Franken untersucht.
Erträge sind deutlich zurückgegangen
Die Autoren Philipp Lütolf und Christoph Lengwiler zeigen in ihrer Studie auf, dass die Branche über die letzten Jahre deutlich an Ertrag verloren hat. «Am meisten eingebüsst haben Destinationen, die auf Wintersport und Residenzgäste fokussiert sind, sowie Skigebietsbetreiber in den Kantonen Wallis und Graubünden», sagt Philipp Lütolf. Das grösste Problem sei, dass die Anzahl Wintersportler in den wichtigen west- und mitteleuropäischen Ländern wie Frankreich oder Deutschland stagniert oder gar eher rückläufig sei. «Diese Entwicklung verschärft den Wettbewerb zwischen den Anbietern.»
Hohe Auslastung über Wintersaison wäre sehr wichtig
Die Mehrheit der analysierten Bergbahnunternehmen hat ein Auslastungsproblem. «Das Problem ist, dass vielerorts die Infrastruktur von Ostern bis Weihnachten praktisch nicht genutzt werden kann», erklärt Christoph Lengwiler. Umso wichtiger wäre also, dass über die Wintersaison Hochbetrieb herrscht. Weil aber viele Bergbahnunternehmen deutlich an Wintersportgästen und Betriebsertrag verloren haben, verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Betriebsertrag und investiertem Kapital.
So weisen 58 Prozent der analysierten Bergbahnunternehmen einen ungenügenden Kapitalumschlag auf. Der Kapitalumschlag zeigt den über das Gesamtjahr erzielten Umsatz pro investierten Franken in die Infrastruktur. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil noch bei 47 Prozent. «Ein guter Kapitalumschlag macht deutlich, wer mit einer ‹schlanken› Infrastruktur einen hohen Ertrag verdient. Dies gelingt insbesondere Unternehmen mit einem starken Sommergeschäft», sagt Lengwiler. Aber auch Bergbahnunternehmen mit einfachen und/oder älteren Transportanlagen würden hohe Werte beim Kapitalumschlag erreichen.
Grosse Herausforderung: Finanzierung von Investitionen
Gleichzeitig wird der Investitionsbedarf wie in den vergangenen Jahren auch künftig hoch bleiben, heisst es in der Studie. Denn eine Erneuerung der Infrastruktur ist insbesondere für die Bergbahnen in den grossen Destinationen zentral für den erfolgreichen Geschäftsverlauf. Etwa ein Drittel der Unternehmen dürfte die anstehenden Ersatzinvestitionen aus eigener Kraft finanzieren können.
Jedoch nur etwa 10 bis 15 Prozent der Betriebe sind in der Lage, substanzielle Investitionen zu tätigen, um die Infrastruktur zu erweitern. «Die besten Werte erreichen auch hier jene Unternehmen, die ihre Anlagen ganzjährig gut auslasten können», sagt Lengwiler.
Wie also können Bergbahnunternehmen im wettbewerbsintensiven, von einer stagnierenden bis rückläufigen Wintersportnachfrage geprägten Bergbahnmarkt erfolgreich bestehen? «Die Destinationen müssen neue Märkte erschliessen und vor allem ihr Sommergeschäft ausweiten», zählt Lütolf zwei mögliche Massnahmen auf.
Bergbahnen profitieren von tiefen Zinsen...
Die Studie der Hochschule Luzern enthält auch eine Erhebung der Finanzierungsstruktur von 61 Bergbahnen per Ende 2013. Wie ein Vergleich zu einer ähnlichen Erhebung per Ende 2005 zeigt, haben die Bergbahnen von den tiefen Zinsen auf den Finanzmärkten profitieren können. Bei den verzinslichen Krediten zahlen sie heute rund ein halbes Prozent weniger Zins als vor acht Jahren.
Für die Kreditfinanzierung können die Bergbahnen stark auf die Kantonalbanken und die Grossbanken abstützen, die rund 50 bzw. 20 Prozent des Finanzierungsvolumens aufbringen. Die Grossbanken sind zudem bei den Leasingfinanzierungen stark engagiert, die etwa von jeder zweiten der untersuchten Bahnen in Anspruch genommen werden.
...und von der Unterstützung der öffentlichen Hand
Eine finanzielle Entlastung bringen auch die Darlehen von Bund, Kantonen und Gemeinden, die rund ein Viertel des Kreditvolumens ausmachen und meist zinslos gewährt werden. Vor allem die Gemeinden sind häufig als Aktionäre bei den Bergbahnen engagiert. Entsprechend wurde etwa ein Viertel des Aktienkapitals der untersuchten Bergbahnen von den Gemeinden aufgebracht. «Die Bergbahnen sind das Rückgrat vieler Tourismusdestinationen und haben eine grosse regionalwirtschaftliche Bedeutung. Deshalb werde sich die öffentliche Hand bei grossen Erneuerungs- und Erweiterungsinvestitionen auch in Zukunft engagieren müssen», sagt Christoph Lengwiler.
Studie ist ab sofort erhältlich
Die Publikation «Finanzsituation von Bergbahnen in der Schweiz 2013/14» wurde vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern als Band 9 der Schriftenreihe von Seilbahnen Schweiz (SBS) publiziert. Sie zeigt nicht nur die Finanzsituation der 55 analysierten Bergbahnen auf. Die Untersuchung wurde zudem ergänzt durch die Ergebnisse einer Studie über die Finanzierung von Bergbahnen sowie durch eine Analyse der Zusammensetzung von Verwaltungsräten von 72 Bergbahnen.
Die Studie ist ab sofort zum Preis von 25 Franken erhältlich beim Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, Grafenauweg 10, 6304 Zug, Telefon 041 757 67 67, ifz@hslu.ch oder bei Seilbahnen Schweiz, Dählhölzliweg 12, 3000 Bern 6, Telefon 031 359 23 33, info@seilbahnen.org