Jugendliche in der Schweiz werden früh mit Konsum und Konsumwünschen konfrontiert. Wie sie und Eltern damit umgehen, kann wegweisend sein für das ganze spätere Leben der jungen Leute. Aus diesem Grund hat das Kompetenzzentrum Prävention und Gesundheit der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit zusammen mit Studierenden der Hochschule für Angewandte Psychologie (APS) der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) das Projekt «Jugendlohn» evaluiert. Die Studie entstand im Auftrag der Schuldenberatung Aargau-Solothurn (mit finanzieller Unterstützung von Swisslos Kanton Aargau) und der Müller-Möhl Foundation.
Entwickelt wurde das Modell in den 1970er-Jahren vom Psychologen und Familientherapeuten Urs Abt als Angebot für die finanzielle Bildung von Jugendlichen und ihren Familien. Das Prinzip dabei ist: Jugendliche erhalten von ihren Eltern – empfohlen wird der Beginn mit 12 Jahren – einen monatlich fixen Geldbetrag zur eigenen Verwaltung. Mit diesem bezahlen sie die mit den Eltern vereinbarten eigenen Lebenskosten, die die Familie auch sonst finanzieren würde. Zum Jugendlohn gehören notwendige Lebenskosten wie Kleider, Coiffeur, Velo, Handy, Sport, aber auch ein Freibetrag für Konsumwünsche (Taschengeld).
Ziel ist es, dass die Jugendlichen Selbstverantwortung für wichtige Lebensbereiche übernehmen, sich in Selbständigkeit üben können und den Umgang mit Geld lernen, bevor sie grössere Konsumbedürfnisse entwickeln.
Das Modell «Jugendlohn» ist flexibel
Für die Studie der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit wurden einerseits 120 Fragebogen statistisch ausgewertet, die von Eltern ausgefüllt worden waren, welche Erfahrungen mit dem Modell «Jugendlohn» gemacht hatten. Zudem wurden mit 19 Elternteilen vertiefende Gespräche geführt.
Die Befragung zeigt, dass der Jugendlohn in ganz verschiedenen Familien zur Anwendung kommt. «Es weist die notwendige Flexibilität auf, um von den Familien – weitgehend selbständig – auf unterschiedliche Familienstrukturen, finanzielle Möglichkeiten und Alltagsfragen angepasst zu werden», sagt Studienleiterin Claudia Meier Magistretti.
Die Studie macht zudem deutlich, dass der Jugendlohn wichtige schuldenpräventive Zielsetzungen erreicht, wenn er erfolgreich in der Familie eingeführt wird. «Die Jugendlichen lernen mit Geld umzugehen, reflektierte Kaufentscheidungen zu treffen und zwischen Konsumwünschen und für ihren Lebensunterhalt notwendigen Anschaffungen abzuwägen», sagt Meier Magistretti. Mit dem Erlernen eines weitsichtigen und planenden Umgangs mit Geld erhöht sich die finanzbezogene Selbstwirksamkeitserwartung der Jugendlichen. «Letztere ist schuldenpräventiv von hoher Relevanz, ebenso wie die Gespräche innerhalb der Familie über Geld und Konsum, die durch den Jugendlohn gefördert werden.»
Mit dem Jugendlohn nehmen Konflikte um Geld ab
Darüber hinaus beschreiben die Eltern auch weitergehende Veränderungen in der Familie: Konflikte um Geld und Konsumwünsche nehmen ab oder lösen sich auf, Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen Eltern und Jugendlichen, aber auch zwischen den Elternteilen, werden thematisiert und zumindest in finanziellen Belangen geklärt.
Bei der aktuellen Studie «Schuldenprävention mit Jugendlichen: das Modell Jugendlohn – Eine retrospektive Evaluation aus Elternsicht» handelt es sich um eine Folgestudie zu «Wirkt Schuldenprävention? Empirische Grundlagen für die Praxis mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen».