Nicht selten ist das emotionale Entwicklungsniveau bei Kindern und Jugendlichen mit intellektuellen Entwicklungsbeeinträchtigungen und herausforderndem Verhalten bezogen auf eine «altersnormale Entwicklung» am niedrigsten. Dafür gibt es vielfältige Gründe, die oft mit der Behinderung selbst, aber auch mit Bindungsaufbau und Traumata in Verbindung gebracht werden können. Die Folgen sind häufige Überforderung und Überlastung in Bezug auf Themen wie körperliches Wohlempfinden, Sicherheit und Autonomie. Das Wissen um den emotionalen Entwicklungsstand eröffnet sowohl die Möglichkeit eines verbesserten Verständnisses des besonderen Verhaltens, als auch pädagogische Ansatzpunkte, die sich auf das seelische Grundbedürfnis der emotionalen Entwicklungsstufe beziehen.
Um entwicklungsadäquate Angebote und entwicklungsfreundliche Beziehungen in sozial- und heilpädagogischen Settings (Schule, Heim, etc.) zu gestalten ist die Kenntnis um den emotionalen Entwicklungsstand sowie die Erfassung des emotionalen Entwicklungsstandes (SEED, Skala der emotionalen Entwicklung – Diagnostik) entscheidend, damit Überforderungen und Stress im Alltag vermieden und die Weiterentwicklung von sozio-emotionalen Kompetenzen und folglich der Persönlichkeit gefördert werden kann. Der emotionale Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen mit intellektuellen Entwicklungsbeeinträchtigungen sollte daher die Grundlage für individualisierte Betreuungsangebote und Interventionsplanungen sowie die Ausgangsbasis für eine entwicklungsbezogene Pädagogik sein.