Weiterhäuseln oder Konzentration im Hochhaus?
Es ist müssig, darauf zu verweisen, dass sich die Siedlungsstrukturen gerade entlang der Riviera am Vierwaldstättersee von Weggis bis Gersau, aber auch an anderen, nicht mehr nur nach Süden gerichteten Lagen, immer weiter den Berg hoch fressen, immer exponiertere Lagen in Anspruch nehmen. Langsam werden die Reste einer obstbaumbestandenen Vorbühne heroisierter Berge in Beschlag genommen durch blockwurfbewehrte Einfamilienhäuser, oft nur Zweitwohnsitze, dafür mit einer Vielzahl von Parkplätzen, bevorzugt in Einstellhallen. Eine Lösung, mit der nur wenige glücklich sind. Sie zeigt aber eines klar auf: Die gängigen Denkmuster im Siedlungsbau versagen gerade an solch exponierten Lagen.
Alternativen sind gefragt. Eine davon wurde in der Agglomeration von Luzern in den letzten Jahren an verschiedenen Orten erprobt: hochverdichtete und vor allem in die Höhe entwickelte Quartiere. Allerdings: Der Widerstand wird auch hier immer stärker und es zeichnet sich ab, dass mit diesem Modell der Druck auf die kleineren Dörfer entlang dem Vierwaldstättersee nicht wirklich abgebaut werden kann.
Halten wir also fest: «Verdichtung» in Form der bestehenden «Störungen» wird nicht die Lösung sein, genauso unrealistisch ist ein umfassender Stopp von Neubauten an den exponierten Lagen des Vierwaldstättersees. Deshalb sehe ich als einzig mögliche Alternative, das Wachstum an ganz wenigen Stellen in hochdichten Bebauungen zu konzentrieren. Eine Illusion? Momentan sicher nicht einfach umzusetzen, ist für die Gemeinden die Waffe der Wahl doch vorab eine Einschränkung der Bauzonen.
Lassen wir uns inspirieren von einer Idee, die bereits ein halbes Jahrhundert alt ist: An der Expo von 1964 schlugen Lucius Burckhardt, Max Frisch und Markus Kutter die Gründung neuer Städte vor, publiziert in der Schrift «achtung: die Schweiz». Vielleicht sollten wir etwas bescheidener ein neues Dorf ins Auge fassen. Daraus entstünde wohl eine höchst spannende Diskussion: Wo könnte, müsste ein solches Dorf heute zu liegen kommen, wie wäre, ein solches Dorf zu organisieren, und wie müsste die Mehrwertabschöpfung verteilt werden, die ja mindestens regional wirksam werden müsste?
Im Moment scheinen wir der Vorstellung einer radikalen Konzentration der Baumassen zwar rational folgen zu wollen, um unsere Ziele einer nachhaltigen Entwicklung doch noch zu erreichen. Emotional hingegen scheint das Mass vielerorts erreicht. Die Suche nach Ausgewogenheit ist eine kollektive Aufgabe und der müssten wir uns stellen. Eine mögliche Einsicht, zu der unsere Pandemie-Erfahrungen durchaus wertvolle Impulse liefern könnten.