Für Erkenntnis-, Abwägungs- und Entscheidungsprozesse für Sanierung und Umbau oder einen Ersatzneubau von Gebäuden gibt es kein allgemein gültiges Modell. Im Projekt «MikroMass» wurde – unterstützt von der Schweizer Stiftung zur Förderung der Denkmalpflege – das Wissen über qualitätsvolle Prozesse zur Entscheidungsfindung im baukulturell bedeutsamen Kontext anhand von Fallstudien generiert, eine davon die Wohngenossenschaft Thierstein in Basel aus den 1940er Jahren.
Bei den Fallstudien war nicht von Beginn an klar, ob die Ausarbeitung einer mikro-invasiven Strategie mit begrenzten Eingriffen in den Bestand von der Eigentümerschaft unterstützt wird. Die Ausarbeitung verschiedener Varianten mit sehr unterschiedlichen Eingriffstiefen ermöglichte eine offene Diskussion der jeweiligen Vor- und Nachteile in energetischer, ökonomischer, sozialer und baukultureller Hinsicht.
Die Entscheidung für einen weitgehenden Bestandserhalt war in Basel Thierstein durch sehr spezifische Konstellationen motiviert: Die Bedürfnisse der Bewohnerschaft der untersuchten Siedlungen entsprachen nicht den gängigen Vorstellungen von «zeitgemässen Wohnstandards». So plädierten die Genossenschafter/innen für den Erhalt von Wohnungen, deren Wohnfläche gegenüber heutigen Neubauten deutlich kleiner ist. Bestandserhalt ohne sehr aufwändige Sanierungen wirkt sich zudem günstig auf die Höhe des Mietpreises aus. Dieser wurde in Basel Thierstein als eines der wesentlichen Argumente für den Erhalt der Siedlungsbauten angeführt.
Die Forschungsarbeit des CCTP führte dazu, dass die Genossenschaft einen moderierten Workshop mit dem Büro Frischer Wind durchführen konnte. Durch Grundlagenarbeit und Moderationsprozess besteht nun Klarheit über eine nachhaltige und breit akzeptierte Sanierungsstrategie. Die Wohngenossenschaft Thierstein hat das Baubüro in situ, Basel, mit der weiteren Planung beauftragt. Im Frühling 2017 wird über ein Bauprojekt und einen Baukredit entschieden.