In einer aussergewöhnlichen Ausstellung zeigt die ZHB für kurze Zeit kostbare Handschriften, die aus konservatorischen Gründen für gewöhnlich wie ein gut gehütetes Geheimnis verborgen bleiben müssen. Dank der besonderen Ausstellungssituation – einem speziell für diesen Anlass entworfenem Raum im Raum – werden die ästhetische Vollkommenheit der Handschriften und ihre Bedeutung als Mittel des Wissenstransfers unmittelbar erfahrbar.
Im Rahmen einer Wettbewerbsausschreibung durften Studierende der Hochschule Luzern – Technik & Architektur Ideen zur Realisierung dieser Ausstellung entwerfen. Das Siegerprojekt der beiden Innenarchitektur-Studentinnen Anna Kanai und Julia Spirig wird nun umgesetzt.
Der Auftrag war, einen abgedunkelten Ausstellungsraum im Katalogsaal der Bibliothek für bereits bestehende Vitrinen zu entwerfen. «Wir haben die gesamte temporäre Architektur konzipiert und geplant. Unser Ziel war die Kostbarkeit der Handschriften heraus zu heben», so Anna Kanai. «Die Herausforderung lag darin, räumlich eine überzeugende Anordnung der Vitrinen und damit einen intelligenten Wegraum zu planen, ohne die Abfolge und Zuordnung der einzelnen Exponate zueinander zu kennen.» Entstanden ist eine skulpturale Architektur, welche im Dialog steht mit dem sie umgebenden Raum des Katalogsaals. «Durch das einseitige Brennen der Mehrschichtplatten aus Seekiefer konnten wir aus einem Material zwei unterschiedliche visuelle Aspekte gewinnen.»
Im Innern handelt es sich um eine dunkle strukturierte Oberfläche, die durch das anschliessende Wachsen des Holzes seidenmatt glänzt. Sie bildet den Hintergrund zu den farbig illustrierten Buchseiten der kostbaren Exponate in den Vitrinen, welche nur spärlich beleuchtet werden (50 Lux pro Exponat). Die Decke ist mit Lichtdichtem Molton abgedichtet, nur an den zwei erhöhten Stellen dringt spärlich Licht durch UV-sicheres Textil.
Im Aussenraum sind die Platten roh belassen. Einzig die Eingänge sind hervorgehoben durch zwei senkrechte Bänder aus Emblemen, die Vergrösserungen aus den Handschriften darstellen und diese in eine zeitgenössisch abstrahierte Formensprache übersetzen.
Die Machbarkeit wurde im Vorfeld mit einem Schreiner abgeklärt. Nach der Planungsphase ging es an die Umsetzung. «Mit Unterstützung des für den Aufbau verantwortlichen Schreiners wurden die Materialien erstellt. Mitte Februar soll nun der Raum innerhalb der Bibliothek eingerichtet werden», erklärt Anna Kanai.
Die «Illustrierte Handschriften des 15. Jahrhunderts» findet zwischen dem 23. Februar und dem 2. April 2016 statt. Ausstellung Illustrierte Handschriften der ZHB
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