«In Führung gehen!» Sabine Kuhn erinnert sich noch gut an den Slogan für den MBA Luzern, der ihr in einem Magazin sofort ins Auge fiel. Sie war soeben zur Leiterin Kundenberatung Front Office bei swissconnect, dem grössten Netzwerk professioneller Kurierfirmen der Schweiz, ernannt worden und wurde damit Vorgesetzte von fünf Mitarbeitenden. «Ich hatte keine Führungserfahrung und nur oberflächliche Kenntnisse von betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen», erinnert sich die 32-Jährige. Der MBA schien ihr genau das zu sein, was sie suchte: eine breit gefächerte, aber kompakte Weiterbildung. Nun, gut 1.5 Jahre später, hat Kuhn ihn erfolgreich abgeschlossen und ist wie am Anfang überzeugt: «Der MBA Luzern war genau das Richtige für mich.»
Die Mitstudierenden als unschätzbares Plus
Die Hochschule Luzern war ihr bereits bekannt: Sabine Kuhn absolvierte hier einen Bachelor in Innenarchitektur und machte gute Erfahrungen. Da sie ihr 80-Prozent-Pensum während der Weiterbildung beibehalten wollte, suchte sie etwas in der Nähe ihres Wohn- und Arbeitsortes, um möglichst wenig Zeit mit der Anreise zu verlieren. So stand die Hochschule Luzern schnell als Schule der Wahl fest. «Am Info-Abend wurde uns gesagt, wir würden eine richtige Klasse bilden und in dieser auch einen Klassengeist entwickeln. Denn die Studierenden eines Jahrgangs bleiben während des ganzen Studiums zusammen und bilden eine Art Lernnetzwerk», erzählt Kuhn. «Da ich gerne alleine lerne, war dies eigentlich nicht unbedingt das, was ich gesucht hatte – aber genau das habe ich im Distance Learning aufgrund der Corona-Pandemie schmerzlich vermisst.». Sie habe eine sehr heterogene Klasse mit Menschen mit ganz unterschiedlichen Berufsbiografien gehabt, von denen sie viel lernen konnte. «Das war ein riesiges Plus, das ich so gar nicht erwartet hatte.»
Von der Innenarchitektur ins Herz eines KMUs
Sabine Kuhn startete ihre Berufslaufbahn als Innenarchitektin. Konfrontiert mit der Berufsrealität musste sie jedoch feststellen, dass die Innenarchitektur doch nicht ihre Welt war: Sie kündigte nach vier Jahren im Job, ohne eine konkrete Vorstellung davon zu haben, wie es weitergehen sollte. Ein Freund machte sie auf eine Stelle als Mitarbeiterin im Front Office bei swissconnect aufmerksam. Das Unternehmen verknüpft lokale Velokuriere, indem es lange Distanzen, welche die Kuriere nicht mit dem Fahrrad abdecken können, mit dem Zug überbrückt und die dafür nötigen Schnittstellen organisiert. Der neue Job gefiel Kuhn sofort, und schon nach einem halben Jahr wurde sie stellvertretende Teamleiterin, 2019 übernahm sie die Teamleitung ganz. «Das Front Office ist das Herzstück des Unternehmens», erzählt Kuhn, «es ist die zentrale Anlaufstelle, wo wir Aufträge entgegennehmen, die Transporte organisieren und sie überwachen. Es läuft immer etwas, das entspricht mir.» Kuhn führt ihre fünf direktunterstellten Mitarbeitenden und matrixübergreifend weitere sechs Angestellte der Firma bis hinauf zum Geschäftsleiter, weil alle sporadisch im Front Office mitarbeiten.
Einen grossen Rucksack an Wissen, Methoden und Kompetenzen geschnürt
Aufgrund der Corona-Pandemie arbeitete Kuhn während ihrer Weiterbildung häufig im Homeoffice. «Das war eine schwierige Situation», erinnert sie sich, « <Remote führen> war aus aktuellem Anlass ein grosses Thema im MBA. Die Inputs, die ich dort erhielt, sowie der Austausch mit meinen Mitstudierenden haben mir in dieser Zeit sehr geholfen.» Wegen Corona absolvierte Kuhn auch mehr als die Hälfte ihres MBAs von zu Hause aus, Gruppenarbeiten und Feierabendtreffen fanden virtuell statt. «Natürlich war das schade», resümiert sie, «der Qualität der Weiterbildung hat es aber nicht geschadet.»
Fachlich sei der Studiengang eine gewaltige Horizonterweiterung gewesen, meint die Bielerin, die in Luzern eine zweite Heimat gefunden hat. «Ich bin positiv überrascht, dass es in so kurzer Zeit möglich war, einen dermassen grossen Rucksack zu schnüren.» Besonders schätzte Kuhn die Breite der Themen: «Nach dem fachspezifischen Innenarchitektur-Studium war mir dieser Ansatz besonders wichtig. Für mich relevante Themen kann ich später selber vertiefen.»
Selbstreflexion und Feedback aus der Gruppe
Positiv erinnert sich Kuhn auch an die Selbstreflexion, die alle Teilnehmenden mit einem persönlichen Coach anhand eines individuellen und regelmässig besprochenen Entwicklungsplans vornehmen. Viel Zeit investieren die Studierenden zudem in ein Lerntagebuch, in dem sie notieren, wie sie Gelerntes in der Praxis umgesetzt und sich dabei bewährt haben. Im Lerntandem werden die Einträge besprochen, die Lerntandem-Partnerinnen und -Partner geben Feedback. «Der Studiengang hat mich dazu gezwungen, mich selber besser kennenzulernen und zu reflektieren. Im übertragenen Sinne könnte man sagen: Ich stand plötzlich nackt vor dem Spiegel. Das war nicht immer einfach, aber mir hat es sehr weitergeholfen.» Heute, so Kuhn, könne sie sich selbst auch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten und damit auch besser auf einzelne Individuen im Team eingehen. «Es gelingt mir nun besser, andere Meinungen zu verstehen und mit diesen umzugehen.»
Direkt in ihre Führungsarbeit übernehmen konnte Sabine Kuhn auch die Erkenntnisse einer praxisorientierten Gruppenarbeit: «Dafür befragten wir meine Mitarbeitenden zum Thema <Wertschätzende Führung>. Heute habe ich ein viel grösseres Verständnis dafür, wie individuell einzelne Charaktere im Team sind, welche Rolle sie einnehmen und welche Werte sie vertreten.»
Dank zahlreicher Gruppenarbeiten und Simulationen, in welchen Kuhn und ihre Mitstudierenden als fiktive Geschäftsleitung Unternehmen führen mussten, weiss sie nun auch besser, wie sie selbst in einer Gruppe tickt und welche Rolle sie einnimmt. «Das war sehr hilfreich, denn die reale Arbeitswelt, wo heutzutage auch auf hohen Karrierestufen in Teams gearbeitet wird, wurde damit praxisnah abgebildet.»
MBA, Job und Privatleben: mit etwas Organisation geht’s!
Der Studiengang ist mit 75 ECTS-Punkten und rund 1’800 Arbeitsstunden ein ambitioniertes Vorhaben. Wie hat sich Sabine Kuhn organisiert? Von Montag bis Donnerstag arbeitete sie im Betrieb und reservierte sich Freitag und Samstag für den Unterricht. «Weil wegen der Corona-Pandemie das soziale Leben heruntergefahren wurde, musste ich unerwartet wenige Abstriche machen: Ich verpasste nichts, weil sowieso alle zu Hause blieben», lacht sie. Sie ergänzt aber, dass sie doch froh war, dass ihr Lebenspartner sich in der intensiven Zeit der Weiterbildung um den Haushalt kümmerte. «Wenn man sich gut organisiert und priorisieren kann, funktioniert ein 80-Prozent-Pensum neben dem MBA prima.»
Ein Blick zurück und einen in die Zukunft
Wie lautet Sabine Kuhns Fazit zum MBA Luzern? «Der Studiengang ist kurz, intensiv und enorm lehrreich. Er ist fachlich und persönlich sehr bereichernd. Ich würde ihn auf jeden Fall wieder machen.»
Und wie geht es für die aufgestellte Teamleiterin nach dem Abschluss weiter? Kurzfristig möchte sie umsetzen, was sie gelernt hat, und in ihrem aktuellen Job Vollgas geben. Längerfristig möchte sie mehr Verantwortung übernehmen, ein grösseres Team führen und Unternehmen auf strategischer Ebene mitgestalten. «Ich möchte mithelfen, das <Schiff> zu steuern. Fachlich und methodisch bin ich nun bereit dafür.»