«Mich interessierten schon immer die grossen gesellschaftlichen Zusammenhänge.» Linus Estermann ist Projektleiter Kommunikation und Marketing beim Luzerner Kantonsspital (LUKS). Dort verantwortet er unter anderem die Bereiche Betrieb und Infrastruktur. «Bauthemen sind immer auch politisch getrieben», so der 32-Jährige. Ein Feld, das ihm liegt: Er studierte Sozialwissenschaften an der Universität Bern. Der Studiengang setzt sich aus Politik, Soziologie sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften zusammen.
Wie geht «campaigning»?
Nach seinem Studium absolvierte er ein Praktikum im Bereich Kampagnenführung. Dabei ging es um die nationale Initiative zur Schaffung einer Einheitskrankenkasse. Mit knapp 62 Prozent erteile die Schweizer Stimmbevölkerung 2014 dem Vorhaben eine Abfuhr. «Da erlebte ich zum ersten Mal hautnah das Spannungsfeld zwischen Politik, breiter Öffentlichkeit, Medien und verschiedenen Interessensvertretungen», erzählt Estermann. Er habe dabei viel über die Mechanismen der Kommunikation gelernt und über gesundheitspolitische Themen – Inhalte, denen er später in seiner beruflichen Laufbahn wiedergegeben sollte.
Journalistisches Handwerk lernen
Zunächst ging es für Linus Estermann aber in den Journalismus. Über vier Jahre arbeitete er als Redaktor für das Nachrichtenportal zentralplus. Dieses berichtet über die Region Luzern und Zug. Dort war er thematisch breit aufgestellt und schrieb sowohl über Restauranteröffnungen, den FC Luzern, aber auch über komplexe gesellschaftspolitische Themen, wie die grossen Spar-Debatten im Kanton Luzern. «Ich lernte das Schreibhandwerk von der Pike auf», erzählt er. Dies sei ihm damals wichtig gewesen und mit ein Grund, weshalb er sich für den Journalismus entschieden habe.
Ins kalte Wasser geworfen
Seit 2020 arbeitet Linus Estermann nun beim LUKS. Für ihn sei schon immer klar gewesen, dass er nicht für immer als Journalist arbeiten möchte. Es zog ihn auf Unternehmensseite. Dort wurde er ins kalte Wasser geworfen, wie er erzählt: «Trotz meiner bisherigen beruflichen Erfahrung musste ich mir vieles zuerst selbst erarbeiten. Anhand bereits abgeschlossener Projekte konnte ich nachvollziehen, wie Themen bearbeitet werden. Trotzdem muss man für sich persönlich die richtigen Prozesse erarbeiten», erinnert sich Estermann. Er war gut ein Jahr in seinem neuen Job, als er merkte: «Da fehlt mir einfach was.» Der Projektleiter entschied, sich die theoretischen Grundlagen mit einer Weiterbildung anzueignen. Er wurde bei der Hochschule Luzern und dem CAS Health Communication fündig. Im Herbst 2021 startete Linus Estermann mit der zehnmonatigen Weiterbildung und schloss im Sommer 2022 erfolgreich ab.
Perfekte Mischung zum perfekten Zeitpunkt
Für ihn kam damals nur eine berufsbegleitende Weiterbildung in Frage. «Als ich den Stundenplan für den CAS Health Communication anschaute, dachte ich: «Das passt perfekt auf mein Jobprofil!», begründet er seine Wahl. «Man findet viele Weiterbildungen im Bereich Kommunikation, aber keine mit diesem spezifischen Fokus Gesundheit.» Ein weiteres Plus sei für ihn die Zusammenarbeit mit dem MAZ gewesen. «Wir hatten zwei Tage Schreibwerkstatt. Auch für mich, der eigentlich schreiben kann, war es dennoch lehrreich und lohnend», schwärmt Estermann. Allgemein sei der Praxisbezug des CAS, das grosse Plus: «Bei jedem Modul hatten wir andere Dozierende, die ihren jeweils eigenen Blickwinkel einbrachten. Die Kommunikation ist keine exakte Wissenschaft, umso mehr ist es wertvoll, von den verschiedenen Ansätzen und Erfahrungen der Fachleute lernen zu können.»
Aber auch der Austausch mit seinen Mitstudierenden sei sehr spannend gewesen. Er konnte wertvolle Kontakte für sein berufliches Netzwerk knüpfen. «Wir waren eine super Gruppe von 10 Leuten. Beim Lösen der Fallbeispiele zeigte sich, dass man innert kürzester Zeit gemeinsam grossartige Ideen entwickeln kann.» Rückblickend hatte der Projektleiter den CAS Health Communication genau zum richtigen Zeitpunkt gewählt: «Ich brachte bereits etwas Erfahrung mit und konnte daher die Theorie besser einordnen. Ich empfehle den CAS daher all jenen, die noch nicht sehr lange im Gesundheitsbereich arbeiten oder eine Stelle in dieser Branche anstreben.»
Gelerntes in der Krisenkommunikation anwenden
Mit dem CAS Health Communication konnte Linus Estermann seinen «Werkzeugkasten füllen», wie er es nennt. «Ich habe dabei die strukturierte Herangehensweise in der Gesundheitskommunikation gelernt», erzählt der Projektleiter. Aktuell laufen beim Luzerner Kantonsspital grosse Infrastrukturprojekte. Beim Neubau des Kinderspitals und der Frauenklinik war er ab Projektwettbewerb dabei. Die Inbetriebnahme ist auf 2026 vorgesehen. Linus Estermann verantwortet dieses kommunikativ. «Ich freue mich sehr, dass ich ein so grosses Vorhaben von A bis Z begleiten kann.» Solch ein Bauprojekt umfasse thematisch viel mehr als bloss die Architektur. Der Projektleiter erläutert: «Es gibt einen grossen Bedarf an interner Aufklärungsarbeit im Rahmen des Change Management oder bei der externen Kommunikation künftiger medizinischer Angebote und deren Qualität. Letztgenannte ist bedeutend, denn nicht zuletzt erhofft sich das LUKS mit der modernen Infrastruktur auch Vorteile bei der Rekrutierung von Personal.»
Ein Spital erlebe auch immer mal wieder herausfordernden Zeiten, da sei eine gute Krisenkommunikation unerlässlich, «die Königsdisziplin», wie Estermann sie schmunzelnd nennt. «Die letzten beiden Jahre hat sicher Corona stark dominiert. Der Fachkräftemangel beschäftigt uns auch bereits seit mehreren Jahren und wird dies wohl auch noch für eine längere Zeit.» Ad-hoc Krisen wie das RS-Virus, dass das Kinderspital an den Anschlag brachte, kämen auch vor. Medienanfragen gehören für Linus Estermann daher fest zu seiner Arbeit. Dank seines Rucksacks mit Wissen und Erfahrung aus seiner bisherigen beruflichen Laufbahn und dem abgeschlossenen CAS der HSLU und dem MAZ kann er damit umgehen. «Ich bin gut gerüstet», sagt er.