Die Finanzkrise hat die Banken in Europa hart getroffen. Um die Institutionen vor den Auswirkungen kommender Turbulenzen besser zu schützen, diskutieren die Mitglieder des Europäischen Parlaments derzeit über eine Trennbankenverordnung. Die Grundidee einer solchen Verordnung ist es, Banken zu zwingen, das Investment-Banking ab einer bestimmten Grösse auszulagern, um das Finanzsystem stabiler zu machen.
Angesichts des anstehenden Entscheids hat das Parlament wissenschaftliche Unterstützung eingeholt: Es beauftragte Roger Rissi vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern eine Studie über Bankbilanzen zu erstellen. Der Risiko- und Bankmanagement-Experte hat dafür 5ʼ000 Banken unter die Lupe genommen und Daten der Jahre 2000 bis 2013 untersucht.
Die Studie kommt zum Schluss, dass sich die Geschäfts-, Risiko- und Ertragsstrukturen von systemrelevanten Banken wesentlich von jenen anderer Institute unterscheiden. Das Ziel der Analyse ist nicht eine klare Empfehlung für oder gegen eine Trennbankenverordnung abzugeben, sondern die Bedeutung der von den angedachten Regularien betroffenen Finanzinstitute für den Intermediationsprozess in der Europäischen Union zu untersuchen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass das Kreditgeschäft über einen ganzen Wirtschaftszyklus hinweg signifikant ertragreicher als das Handelsgeschäft ist. Detaillierte Ergebnisse sind in der Studie «Comparative Analysis of Bank Balance Sheets in the Context of Bank Structural Reform» nachzulesen (in Englisch).
Schon 2011 als Experte aufgetreten
Es ist bereits das zweite Mal, dass Roger Rissi das Europäische Parlament mit seinem Expertenwissen unterstützt. Im Juli 2011 präsentierte er in Strassburg seine Einschätzungen zu «Financial Crisis and Banking Regulation» im Rahmen der Umsetzung der CRD IV in der EU. Mehr Informationen sind in der Studie «CRD IV – Impact Assessment of the Different Measures within the Capital Requirements Directive IV» zu finden.