Overview
In den vergangenen zehn Jahren entwickelte sich China zu einem der bedeutendsten Auslandsmärkte für die Tourismusregion Luzern – Vierwaldstättersee. In den letzten Jahren hat der Anteil der Individualreisenden aus China kontinuierlich zugenommen. Das Aufkommen neuer Reiseformen bringt oftmals auch ein verändertes Reiseverhalten und neue Bedürfnisse der Gäste mit sich.
Deshalb haben sich drei Destinationen sowie verschiedene Leistungsträger unter der Federführung der Luzern Tourismus AG und mit wissenschaftlicher Unterstützung der Hochschule Luzern zusammengeschlossen, um ein besseres Verständnis über die Bedürfnisse und das Verhalten chinesischer Individualreisenden aufzubauen. Basierend auf den erarbeiteten Wissensgrundlagen wurden entsprechende Angebote für diese spezifische Zielgruppe entwickelt und vermarktet. Dies mit der Absicht, die Besucherströme in der Region Luzern – Vierwaldstättersee aktiv zu lenken.
Aus dem Projekt resultierten unter anderem die folgenden Erkenntnisse über den chinesischen Individualreisemarkt.
Rahmenbedingungen: Die Rahmenbedingungen haben einen starken Einfluss auf die Reisenachfrage aus China. Das starke Wirtschaftswachstum und die damit einhergehende grössere Kaufkraft der Mittelschicht haben zu einem starken Nachfrageanstieg geführt. Staatliche Interventionen und Regulierungen (u.a. Visa-Regulierungen, Luxussteuer, Korruptionsgesetze) führen aber auch zu Nachfrageeinbrüchen oder zu einer Veränderung im Reiseverhalten.
Reiseverhalten: Chinesische Individualreisende sind, wie auch Gruppenreisende, an den Hauptattraktionen interessiert. Es zeigt sich aber, dass Individualreisende vielfältigere Interessen haben, zeitlich flexibler sind, länger an einem Ort oder in einer Region bleiben und demzufolge auch Attraktionen abseits der beliebtesten Touristenpfaden erkunden. Dabei beschreiben Individualreisende ihre Reise in die Schweiz als Naturreise. Die Schweiz gilt als entspannendes Kontrastprogramm zu Metropolen wie Mailand oder Paris.
Informations- und Buchungsverhalten: Chinesische Individualreisende zeichnen sich durch ein hohes Informationsbedürfnis aus. Sie bereiten sich akribisch auf die Reise vor und nutzen dazu die Support-Funktionen von Buchungsplattformen. Vor Ort möchten sie flexibel sein. Deshalb werden Angebote nur im Voraus gebucht, wenn sie einen speziellen Erlebniswert bieten oder zur Risikominderung beitragen. Gebündelte Produkte werden selten gebucht wegen der mangelnden Preistransparenz.
Ausgabeverhalten: Chinesische Individualreisende geben auf ihrer Reise viel Geld aus. Im Durchschnitt sind es 310 CHF pro Tag und pro Person für reisebezogene Dienstleistungen. Das ist etwas mehr als bei Gruppenreisenden. Und auch bei den Shoppingausgaben zeigt sich, dass sie ähnlich wie Gruppenreisende gerne und viel einkaufen. Weiter ist davon auszugehen, dass die Wertschöpfung bei Individualreisenden breiter verteilt ist und deshalb mehr Unternehmen von den getätigten Reiseausgaben profitieren.