Overview
Das Projekt WARM-GLOW* geht dem heutigen Wandel des Tourismusbegriffs nach am Beispiel der in den letzten Jahren rasant gewachsenen Tourismusindustrie rund um Tschernobyl. Die Grundlage für die Recherche liefert dabei das Angebot, das der Reiseveranstalter Kuoni gemeinsam mit der NGO Green-Cross seit 2010 offeriert. Während fünf Tage begleitet, beobachtet und befragt Marina Belobrovaja eine aus Schweizer PolitikerInnen, Journalisten und Privatreisenden zusammengesetzte Reisegruppe auf ihrer organisierten Tour in die gesperrte Zone. Die Aufnahmen, bei denen sie sich konsequent auf die persönliche Wahrnehmung der Gruppenmitglieder fokussiert, bestehen aus mehreren Statements, die deren Motivation, Ängste, Erkenntnisse und Beobachtungen aufzeigen. Sie sprechen darüber, inwiefern sie sich über die gesundheitlichen Risiken der Tour bewusst sind und warum sie diese in Kauf nehmen. Sie zeigen persönliche Involviertheit und Empathie, aber auch ihr Unverständnis den Einheimischen gegenüber und erzählen nicht zuletzt auch von pragmatischen oder strategischen Motiven bei der Entscheidung, sich auf diese ungewöhnliche Reise einzulassen.
Als die Reisegruppe im April 2011 in die Ukraine aufbricht, ahnt kaum jemand, dass sich mit dieser Tour ein historischer Beschluss des Schweizer Parlaments in Hinblick auf den Atomaustieg ankündigt.
* Der Begriff Warm-Glow wurde in den späten 1980er Jahren von dem Ökonom James Andreoni eingeführt, dem zufolge altruistisches Verhalten letztlich einen Mehrwert für den Gebenden bewirkt, indem er ein gutes Gefühl und somit einen immateriellen Nutzen generiert. Es wird einem sozusagen warm ums Herz, wenn man hilft, spendet oder anderweitig altruistisch handelt. Warm-Glow ist, so Andreoni, letztlich auf ein egoistisches Motiv zurückzuführen. Andreoni, James: „Impure Altruism and Donatations to Public Goods: A Theory of Warm-Glow", in: The Economic Journal, Heft 401 (1990)
Output:
Das Projekt mündet in einem vollständig aus Smartphone-Aufnahmen bestehenden dokumentarischen Essay.
Premiere: bei den Solothurner Filmtagen im Januar 2014, Vorpremiere: beim Festival Les Urbaines Lausanne Dezember 2013, Kino Riffraff Zürich Mai 2014, 4th International Uranium Film Festival Rio de Janeiro Brasilien 2014, Opuzen Film Festival Kroatien 2014, Jameson CineFest In ternational Film Festival Miskolc Ungarn 2014, Uranium Filmfestival Berlin Deutschland 2014, InternationalTV Festival BAR Montenegro 2014, Kino im Kunstmuseum Bern November 2014, FLIZ in Zug 2015, Herbst 2015: Radio Télévision Suisse
Warm-Glow – GoldenEggProduction, dokumentarisches Essay 50min
Russisch, Deutsch, Schweizerdeutsch
Mit freundlicher Unterstützung von: Hochschule Luzern, Ernst Göhner Stiftung, Ernst und Olga Gubler- Hablützel Stiftung, Erna und Curt Burgauer Stiftung, „Politika i Kultura“