Janet Stojan
Folgende Fragestellungen rückt die Autorin dafür in den Mittelpunkt ihrer Arbeit:
- Welche Faktoren beeinflussen das Altern in ländlichen Gemeinden heute und was verändert sich durch den demografischen Wandel?
- Welche sozialen Probleme haben alte Menschen in ländlichen Räumen zu bewältigen?
- Welche Herangehensweise erweist sich als sinnvoll, soziale Probleme alter Menschen in ländlichen Räumen zu lösen?
Beschleunigte demografische Alterung in der Schweiz
Durch die steigende Lebenserwartung, die seit den 1970er-Jahren sinkende Geburtenrate und das Altern der Babyboomer-Generation wird die Zahl der pflegebedürftigen Frauen und Männer zunehmen – trotz der parallelen Zunahme an gesunden und behinderungsfreien Lebensjahren. Besonders in der Peripherie ländlicher Gemeinden altert die Bevölkerung demografisch stark, was durch die Abwanderung vornehmlich junger Menschen noch verstärkt wird – es kommt zur Überalterung. Der Anteil Seniorinnen und Senioren an der ländlichen Bevölkerung nimmt zu, der Anteil erwerbstätiger Menschen nimmt zeitgleich ab. Dieses neue Verhältnis setzt nicht nur die soziale Sicherheit zunehmend unter Druck. Krankenkassen, Gesundheitsversorger, Wohnungswirtschaft, Raumordnung, Gemeinden – sie alle müssen sich mit steigenden Kosten und steigenden Anforderungen auseinandersetzen. Denn auch für Hochbetagte ist das nahe Umfeld zentral. Das Quartier ist Lebensmittelpunkt und sollte es so lang wie möglich bleiben. Herausforderungen älterer Menschen auf dem Land Das Risiko der Altersarmut, mögliche Erkrankungen oder Behinderungen, Einsamkeit, der Mangel an sozialen Beziehungen, Wohnraum, der den Bedürfnissen nicht mehr entspricht, und eine eingeschränkte Mobilität sind laut Fiona Thalmann Faktoren, die die Lebensgestaltung im Alter generell erschweren können. In ländlichen Räumen aber werden diese Faktoren durch deren spezielle Bedingungen zusätzlich verschärft. Beispielsweise ist das Mass der sozialen Kontrolle in ländlichen Gemeinden grösser – Betroffene verstecken ihre Armut und verstärken damit meist ihre soziale Isolation. Scham, Diskriminierung und soziale Deklassierung können weitere Folgen sein. Die Autorin betrachtet die unterschiedlichen Herausforderungen des Alters in ihrer Arbeit ausführlich und stellt sie in einen konkreten Zusammenhang mit den besonderen Bedingungen in ländlichen Räumen.
Schlussfolgerungen für Profession und Praxis
Entlang der vier Kompetenzbereiche Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz stellt Fiona Thalmann Anforderungen an Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter vor, die für das Lösen sozialer Probleme älterer Menschen in ländlichen Räumen jetzt und auch in Zukunft unverzichtbar sind. Unterstützend zur Kompetenzerweiterung und Sensibilisierung der Fachpersonen auf die altersspezifischen Themen, wozu auch differenzierte Altersbilder gehören, sieht sie externe Ressourcen. Beispielsweise können erschliessbaren Finanzquellen dabei helfen, Problemstellungen im Alter zu verbessern oder gar zu lösen. Um auch die immateriellen Bedingungen weiterzuentwickeln, stellt die Autorin die Vorteile der integralen Projektmethodik vor, die darauf abzielt, Kooperationen zwischen Organisationen und soziale Beziehungen innerhalb der Bevölkerung zu optimieren. Die umfassenden Empfehlungen an Fach- und Praxispersonen schliesst die Autorin Fiona Thalmann mit persönlichen und nachdenklichen Fragestellungen ab, die zu weiterführenden Untersuchungen inspirieren sollen.
DOI: 10.5281/zenodo.2583613:
«Soziale Probleme alter Menschen in ländlichen Gemeinden»