Aufzeichnung: Eva Schümperli-Keller
«Ich liebe das ‹Zahlebiige› allgemein, aber noch lieber jongliere ich mit Zahlen, wenn diese für etwas Sinnvolles stehen. Deshalb gefällt mir meine Arbeit bei der Stiftung Rütimattli so gut. Seit 2013 arbeite ich dort als Leiterin Finanzen/IT. 240 Mitarbeitende widmen sich im Rütimattli rund 300 Klientinnen und Klienten mit Entwicklungsbeeinträchtigungen, geistiger Behinderung, mehrfacher Behinderung oder psychischer Beeinträchtigung. Wir bieten heilpädagogische Früherziehung, Therapie, Schule, Berufsbildung sowie Wohn-, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten an.
Ich fahre frühmorgens von meinem Wohnort Nottwil nach Sachseln zur Arbeit. Im Auto plane ich den Tag. Um 6:45 Uhr bin ich im Büro; ich mag es, wenn es im Haus noch ruhig ist. Als Erstes lese ich die Todesanzeigen in der Zeitung und schaue, ob irgendwo die Stiftung Rütimattli bedacht wird. Ist das der Fall, schreibe ich eine Trauerkarte. Ab 7:30 Uhr kommen erste Mitarbeitende mit ihren Anliegen in mein Büro. Es geht etwa darum, den neuen Sattel für das Therapiepferd oder eine 1:1-Betreuung für eine Klientin zu finanzieren. Kürzlich hat ein Klient den Auspuff seines Mofas verloren; auch dafür haben wir noch ein ‹Kässeli› gefunden. Meine Bürotür steht offen, und so besuchen mich ab und zu auch Klientinnen und Klienten, so beispielsweise ein autistischer junger Mann, der sich sehr für meinen Taschenrechner interessiert und diesen jeweils genau studiert.
Von Januar bis Mai bin ich mit der Jahresrechnung und dem Budget beschäftigt und mache Reportings für den Kanton, die IV, den Stiftungsrat und weitere Gremien. In der zweiten Jahreshälfte bin ich stärker konzeptionell tätig und arbeite zum Beispiel an den Archivierungsrichtlinien oder an unserer IT-Strategie. Ich habe ein BWL-Studium an der Universität St. Gallen mit Schwerpunkt Wirtschaftspädagogik abgeschlossen. Anschliessend unterrichtete ich Wirtschaft und Recht an einer Kantons- und einer Berufsmaturitätsschule und absolvierte nebenbei an der Universität Luzern das Jus-Grundstudium. Recht hat mich schon immer interessiert, und ich wollte einen Fundus an spannenden Fällen für den Unterricht zusammentragen. Nach ein paar Jahren als Lehrerin merkte ich jedoch, dass dieser Beruf doch nicht das Richtige für mich ist. So arbeitete ich fünf Jahre lang als Wirtschaftsprüferin, bevor ich zur Stiftung Rütimattli wechselte. Ich freute mich sehr, als ich die Zusage für die Stelle bekam, hätte aber fast einen Rückzieher gemacht, denn der Arbeitsweg ist bei Schnee und Eisglätte eine Herausforderung. Als man mir aber versicherte, ich könne an solchen Tagen zu Hause arbeiten, unterschrieb ich den Vertrag sofort.
Im letzten Winter habe ich den Master of Advanced Studies (MAS) in Management im Sozial- und Gesundheitsbereich an der Hochschule Luzern abgeschlossen. Das war eine strenge Zeit, denn ich habe daneben 100 Prozent gearbeitet. Als Vorgesetzte von zwei Mitarbeitenden war das Führungscoaching besonders wertvoll für mich: Ich konnte dort die Fragen einbringen, die mich gerade beschäftigten. Aus dem MAS-Studium mitnehmen konnte ich ausserdem eine reiche Methodenvielfalt, ein ausgezeichnetes Netzwerk sowie viele Anregungen für meine tägliche Arbeit. Da ich in der Geschäftsleitung der Stiftung bin, konnte ich diese dort einbringen, diskutieren und teilweise auch gleich umsetzen. Die Stiftung Rütimattli verkauft von den Klientinnen und Klienten hergestellte Produkte wie Karten, Deko-Artikel und Pflanzensetzlinge. In meiner Abschlussarbeit machte ich Vorschläge für eine optimierte Messung der Kundenzufriedenheit in diesem
Bereich.
Nach dem Abschluss der Weiterbildung habe ich nun wieder etwas mehr Zeit für meine Hobbys. Ich liebe die Berge, das Wandern und das Skifahren. Ich bin ausserdem ehrenamtlich beim Handballclub Spono Eagles tätig, wo meine Schwestern und ich früher aktiv spielten und wo ich 13 Jahre im Vorstand war. Heute arbeite ich im Hintergrund noch etwas bei den Finanzen mit und helfe bei den Spielen mit der Zeitmessung. Dieses Jahr ist der Verein Cupsieger und Schweizermeister geworden.
An meinem Job mag ich besonders die unerwarteten Begegnungen mit den Menschen. So hatten wir an einem lauen Sommerabend Stiftungsratssitzung. Ein Klient hat mich auf das wunderbare Wetter angesprochen und gefragt, was ich nach Feierabend vorhabe. Als ich antwortete, ich müsse zur Stiftungsratssitzung, hat er frisch von der Leber weg gemeint: ‹Bei dem schönen Wetter – die spinnen doch!›»
Führung, Management und Leadership für den Sozial- und Gesundheitsbereich
Die transdisziplinär ausgerichtete Weiterbildung MAS Management im Sozial- und Gesundheitsbereich der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit und der Hochschule Luzern – Wirtschaft ist speziell auf die Bedürfnisse von Führungspersonen im Sozial- und Gesundheitsbereich ausgerichtet. Das MAS-Programm fördert die eigenen Managementkompetenzen, aber auch die Kompetenz, das Potenzial der Mitarbeitenden bestmöglich zu fördern und zu nutzen.