von Isabel Baumberger
Der Chef des Staatssekretariats für Migration Mario Gattiker begann sein Referat mit einem Kompliment an die Hochschule Luzern. Die verstärkte Zuwanderung in der Schweiz wirke sich nicht nur in den administrativ zuständigen Ämtern aus, sondern überall, wo es um Migrantinnen und Migranten gehe, so Gattiker. Deshalb sei es erfreulich, dass Studierende der Sozialen Arbeit Gelegenheit hätten, das Thema vertieft zu bearbeiten. «Wir brauchen in verschiedensten Bereichen fitte Fachleute, die sich mit der Materie auskennen.»
«Es war uns wichtig, dass unsere Studierenden konkrete Einblicke in ein Aufgabengebiet erhalten, das von vielen Zuschreibungen und Mythen umrankt ist», erklärt Walter Schmid, Direktor der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. «Sie sollten mehr Sicherheit im politischen Diskurs gewinnen, sich aber auch mit ethischen Dilemmata auseinandersetzen, die mit dem Thema Migration einhergehen.»
Anstrengend, aber beeindruckend
Das Programm war umfangreich: Neben Referaten und Diskussionen beinhaltete es eine zweitägige Tour durch Einrichtungen des Asylwesens – von der Notunterkunft über ein Verfahrenszentrum bis hin zum Ausschaffungsgefängnis. Und jeder bzw. jede Studierende verbrachte einen Tag mit einer Person, die in der Schweiz Asyl sucht. «Das war anstrengend, aber beeindruckend», sagt eine Studierende. Sie habe zwar bewusst keine expliziten Fragen gestellt, aber dennoch viel mitbekommen. «Insgesamt wurde uns in dieser Woche vor Augen geführt, wie vielschichtig Flüchtlings- und Asylpolitik ist, und dass es keine einfachen Lösungen gibt.»
Drei Studierendengruppen konfrontierten sich mit der Komplexität des Themas in besonderer Weise: Sie planten die supponierte Unterbringung von 100 Asylsuchenden in der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit für 60 Tage bei laufendem Unterricht. Schlafplätze, Mahlzeiten, Hygieneeinrichtungen, Freizeitprogramme, Deutschunterricht, interne Verantwortlichkeiten, Kommunikation nach aussen – alles war zu organisieren. Alle drei Teams betonten nach der Präsentation ihrer Vorschläge, die sie vor der Blockwoche erarbeitet hatten, dass sie aufgrund der Erkenntnisse der letzten Tage einiges anders angehen würden. Denn: «Wir haben auch zu praktischen Erfordernissen im Asylbereich viel gelernt.»