von Monica Waser
Zielgruppen dabei zu unterstützen, ihre Lebensräume zu gestalten, das ist für Anne Wegmüller «Soziokulturelle Animation». Sie hat die Ausbildung Teilzeit in vier Jahren an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit abgeschlossen und arbeitet heute in der Fachstelle SpielRaum in Bern.
Gemeinsam für etwas einstehen und dadurch auch etwas erreichen, diese Erfahrung konnte Anne Wegmüller schon früh machen. Sie gehörte als Benutzerin zur Kerngruppe des Mädchentreffs «Punkt 12» in Bern. Gemeinsam konnten sie die Schliessung des Treffs verhindern. «‹Punkt 12› gibt es immer noch», fügt die junge Frau nicht ohne Stolz an.
Soziokulturelle Animation ist politische Arbeit
In einer Lehrerfamilie aufgewachsen, war Lehrerin ihr ursprünglicher Berufswunsch. Durch die Erlebnisse im «Punkt 12» hat sie jedoch bereits während der Wirtschaftsmittelschule Bern (WMB) eine andere Richtung avisiert. «Mich für Gruppen einsetzen und sie dabei zu unterstützen, ihre Lebensräume zu gestalten, hat mich fasziniert», fasst die 32-Jährige zusammen. «Neue Ideen entwickeln und politische Entscheidungsträger davon zu überzeugen, um dann mit der Zielgruppe das Projekt zu realisieren, ist bereichernd und herausfordernd», präzisiert Anne Wegmüller die Freude an ihrem Beruf. «Ich bin ein politischer Mensch und für mich ist ‹Soziokulturelle Animation› auch politische Arbeit.» Fünf Jahre sass die engagierte Frau für die «Junge Alternative JA!» im Berner Stadtparlament. «Die Soziokulturelle Animation soll Position beziehen und für die Zielgruppen anwaltschaftlich einstehen», erklärt die Fachfrau ihr Verständnis dieses Berufes. Nicht nur bei der Arbeit ist es ihr ein Anliegen, Leute zusammenzubringen, Gemeinsamkeit zu leben und Rücksicht zu nehmen. Auch privat lebt Anne Wegmüller aus Überzeugung in einer 8er-Wohngemeinschaft.
Lebensraum, Spielraum, Begegnungsraum
Obwohl das klassische Betätigungsfeld der soziokulturellen Animatoren die Jugendarbeit sei, war für sie schon früh klar, dass sie mit Kindern, beziehungsweise in deren Umfeld, arbeiten wollte. Nach Abschluss der Ausbildung im Jahr 2008 engagierte sie sich vorerst ein Jahr im Kinderzirkus Wunderplunder. Seit 2010 arbeitet sie im Team der Fachstelle SpielRaum. Dieser Verein setzt sich für kinderfreundliche Spiel- und Lebensräume ein. Der entsprechende «SpielBus» ist im ganzen Kanton Bern unterwegs. Das Team erarbeitet unter anderem mit Schulen kinderfreundliche Pausenplätze und geht mit Betroffenen der Frage nach, wie ein Quartier oder Wohnumfeld kinderfreundlicher gestaltet werden könnte. Menschen brauchen Lebensraum, Kinder brauchen Spielraum, Erwachsene brauchen Begegnungsraum und Schulen brauchen Bildungsraum, so die Thesen der Fachstelle SpielRaum.
Dieser Artikel ist in der «BAM-Zytig 2015» erschienen.