«Suchtbetroffene Familien können sich diese Materialien für die Erste Hilfe und Krankenpflege entweder nicht leisten oder aber ihr Gesundheitsbewusstsein ist zu wenig ausgeprägt, sodass sie gesundheitliche Probleme lange anstehen lassen, bevor sie etwas unternehmen», wissen die Bachelor-Studenten Samuel Kneubühler und Arber Lleshi seit ihrem Praxisprojekt. Viele kommen dann ins Luzerner «Paradiesgässli», eine Anlaufstelle des Vereins für kirchliche Gassenarbeit für suchtbetroffene Familien. Sie vertrauen den dortigen Mitarbeitenden, finden ein soziales Netzwerk und lassen sich mit einem Pflaster oder einer Schmerztablette versorgen. Immer wieder wünschten die Besuchenden des «Paradiesgässli» aber weiteres medizinisches Material und Beratung, vermehrt auch in der Grippesaison. Doch die dortigen Mitarbeitenden sind keine Gesundheitsfachpersonen, und es fehlt ihnen aufgrund knapper finanzieller Ressourcen – die Institution lebt von Spenden – am nötigen Versorgungsmaterial. Im Rahmen ihres Praxisprojekts in der Studienrichtung Sozialarbeit wurden Kneubühler und Lleshi deshalb vom Paradiesgässli damit beauftragt, eine Lösung zu suchen. Es entstand die Idee einer Hausapotheke zum Abgeben an die betroffenen Familien.
Vier Sets decken alle Bedürfnisse ab
Die beiden Studenten befragten zuerst die Mitarbeitenden des Paradiesgässli und anschliessend deren Klientinnen und Klienten, um zu eruieren, welche Artikel zu Hause für die Gesundheitsversorgung nötig sind und welches Wissen über deren Verwendung vorhanden ist. Gestützt auf diese Erkenntnisse entwickelten sie vier verschiedene Hausapotheken – die Sets «Baby», «Kind», «Normal» und «Klein» – sowie einen Flyer mit Informationen zu den Artikeln in der Apotheke sowie den wichtigsten Notrufnummern und Beratungsstellen. «Wir konnten dank diverser Sponsoren und günstigem Einkauf via Internet 50 Hausapotheken zusammenstellen», erzählen Kneubühler und Lleshi. An einem Kick-off-Anlass wurden die Klientinnen und Klienten des Paradiesgässli sowie die Mitarbeitenden, die für die Verteilung der Sets zuständig sind, über die Utensilien in der Hausapotheke informiert. Ursprünglich war geplant gewesen, diesen Info-Anlass mehrfach durchzuführen. Es zeigt sich aber, dass die Zielgruppe über mehr Wissen als angenommen verfügte, weshalb man darauf verzichtete. Die Sets wurden anschliessend an die Familien abgegeben.
Die Vorbildfunktion der Eltern stärken
Das Projekt ist gut angelaufen und geht über die Dauer des Praxisprojekts von Lleshi und Kneubühler hinaus. Die Mitarbeitenden des Paradiesgässli geben Ersatzmaterial für die Hausapotheken ab, solange die finanziellen Mittel reichen. Die beiden Studenten denken aber noch weiter: «Kinder lernen vieles durch Nachahmung, und die Eltern sind ihre Vorbilder. Ein Fernziel, das wir gerne erreichen würden, wäre, dass für die heutigen Kinder der Paradiesgässli-Klienten im Erwachsenenalter eine Hausapotheke selbstverständlich ist.»