Was reizt Sie bei Augmented & Virtual Reality jeden Tag aufs Neue?
Die vielen neuen Möglichkeiten, welche wir durch die neuen Technologien bekommen. Vieles, was bisher nicht möglich war, wird durch Augmented und Virtual Reality möglich. Wir können Offline und Online verbinden, Verborgenes sichtbar machen, neue Realitäten schaffen. Mich fasziniert aber insbesondere, wie nutzwertig die Technologien einsetzbar sind. Nehmen wir den Architekturbereich als eines von vielen Beispielen. Ich persönlich bin extrem schlecht darin, 2D-Pläne zu lesen. Wenn ich jetzt ein Haus bauen möchte und mit einer Architektin zusammen ein Eigenheim planen soll – da bin ich schlichtweg überfordert. Durch VR haben wir nun ein Tool zur Hand, mit dem wir solche Projekte begehbar machen können – obwohl das Haus in der realen Welt noch nicht gebaut ist. Dadurch kann ich mit der Architektin auf Augenhöhe kommunizieren. Ich könnte noch Dutzende solche Beispiele aufzählen.
Wo lernen Sie selbst jeden Tag dazu?
Augmented und Virtual Reality-Projekte sind extrem interdisziplinär. Es braucht ganz unterschiedliche Kompetenzen und Fertigkeiten: Leute, die stark in der Konzeption sind, andere sind spezialisiert auf die Umsetzung, wieder andere bringen ihre Expertise beim Testing und der Optimierung ein usw. Diese Zusammenarbeit ist sehr spannend, weil man gerade an diesen Schnittstellen auch in die angrenzenden Bereiche reinsieht, und dadurch die eigenen Skills immer weiter entwickeln kann. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich nichts Neues dazulerne und das finde ich persönlich sehr bereichernd.
Können Sie alle Entwicklungen im Bereich AR/VR auf dem Radar behalten?
Das ist in der Tat gar nicht so einfach. Denn wir müssen ja nicht nur die Entwicklungen in unserem Bereich scannen, schauen, welche neue Hard- und Software auf den Markt kommt, wo wichtige Player dran sind und welche Neuerungen zu erwarten sind. Wir müssen auch angrenzende Bereiche auf dem Schirm behalten, die wiederum einen Einfluss auf unsere Arbeit haben könnten - zum Beispiel künstliche Intelligenz, Machine Learning, IoT etc. All diese Technologien brauchten eine gewisse Reifezeit, entwickeln sich aber momentan in einem rasanten Tempo, werden produktiv einsetzbar und treiben sich gegenseitig an. Ein Vorteil ist sicher, dass unser Immersive Realities Team an der Hochschule Luzern in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Mittlerweile sind wir 17 Personen mit ganz unterschiedlichen Spezialgebieten und es verteilt sich daher auf mehrere Schultern. Durch den intensiven Austausch untereinander können wir unser persönliches Fachwissen täglich weiterentwickeln.
Wohin wird sich Augmented & Virtual Reality im Konsumentenbereich in den kommenden Jahren evtl. hin entwickeln? Welche Anzeichen dafür gibt es?
Man kann es mit dem Internet vergleichen oder dem Einzug der Smartphones. Mit AR und VR stehen wir jetzt wieder am Beginn einer neuen Computing-Plattform. Wir konnten uns damals das Ausmass der Veränderungen nicht vorstellen und wir können es jetzt auch nicht. Aber es wird unser alltägliches Leben erneut massgeblich verändern. Es werden ganz neue Jobs entstehen beispielsweise.
Was ich äusserst spannend finde: Konzepte wie AR und VR nutzen den dreidimensionalen Raum. Das ist ein bedeutender Schritt, denn wir werden in den 3D-Raum hineingeboren, wir wachsen darin auf, wir leben darin. Unser Gehirn und unser Körper sind daher auf Interaktion im 3D-Raum ausgerichtet. Daher wird dieses neue Computing-Zeitalter äusserst spannend werden – weil es eben sehr natürliche Mensch-Computer-Schnittstellen ermöglicht.