Infrastrukturerhaltung, steigende Kundenansprüche und Konkurrenz aus In- und Ausland haben vielen Bergbahnen über die letzten Jahre finanziell zugesetzt und deutliche Spuren hinterlassen. Die Bergbahnen sehen sich laufend mit einem hohen Investitionsbedarf konfrontiert.
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern hat per Ende 2016 in Zusammenarbeit mit Seilbahnen Schweiz zum dritten Mal die Finanzierungssituation der Bergbahnbranche untersucht. In die Analyse konnten 57 Bergbahnen einbezogen werden.
Das Eigenkapital als zentrale Basis
Investieren mit dem eigenen, selbstverdienten Geld – eine Faustregel bei Bergbahnen besagt, dass das Eigenkapital mindestens 40 Prozent der Finanzierungausmachen sollte. Bei den untersuchten Bergbahnen beläuft sich das Eigenkapital im Durchschnitt auf 48 Prozent. Ein Drittel der Bahnen hat sogar einen Eigenfinanzierungsgrad von mehr al 61 Prozent. Das Eigenkapital gilt somit als zentrale Basis für die Finanzierung der Bergbahnen.
Auf Seite der Eigenkapitalgeber sorgen bei den meisten Bergbahnen langfristig investierte Grossaktionäre für Stabilität im Aktionariat. Bei den untersuchten Bahnen entfallen durchschnittlich 52 Prozent des Aktienkapitals auf die fünf grössten Aktionäre. Zu den Gross- oder gar Mehrheitsaktionären der Bergbahnen zählen oftmals Einwohner- oder Bürgergemeinden sowie Korporationen.
Bedeutung der öffentlichen Hand als Aktionär und Kreditgeber
Wichtige Rollen spielen bei der Bergbahnfinanzierzng der Bund und die Kantone: Sie unterstützen die Bergbahnen als Kreditgeber, im Gegensatz zu den Gemeinden, die sich eher als Aktionäre engagieren. Bund und Kanton bieten einzelnen Bergbahnen im Rahmen der Neuen Regionalpolitik zinslose oder zinsgünstige Darlehen bei der Fremdfinanzierung von Investitionen an. Die Darlehen des Bundes und der Kantone machen bei den untersuchten Bergbahnen im Durchschnitt 17 Prozent der Fremdfinanzierung aus.
Banken als wichtige Finanzierungspartner
Die wichtigsten Kreditgeber sind allerdings die Banken. Sie finanzieren 71 Prozent des Kreditvolumens der analysierten Bergbahnen von rund 642 Mio Franken. Gut die Hälfte der Bankkredite kommt von den Kantonalbanken, aber auch die UBS, die Credit Suisse und die Raiffeisen Gruppe sind wichtige Kreditgeber.
Leasing als beliebte Finanzierungsmethode
Nebst dem Eigenkapital und den Krediten nutzen 51 Prozent der in die Studie einbezogenen Bergbahnen Leasing als Finanzierungsalternative. Vier Fünftel aller Bahnen, die solche Finanzierungen vorweisen, leasen Pistenfahrzeuge. Der grösste Anteil des Leasingvolumens wird jedoch für die Finanzierung von Gondelbahnen, Standseilbahnen sowie Sesselbahnen genutzt.
Steigende Kreditvolumen bei sinkenden Finanzierungskosten
Bei den 33 Bergbahnen, die sowohl bei der Studie 2016 als auch bei jener von 2013 beteiligt waren, ist das Kreditvolumen innerhalb von drei Jahren um 6.5 Prozent von 395 Millionen Franken auf 420 Millionen Franken angestiegen. Gleichzeitig sind die durchschnittlichen Finanzierungskosten von 1.92 Prozent auf 1.58 Prozent gesunken.